Mem – Göteborg

August 28, 2019 14 Von andi

18.August 2019

Mit uns vor der ersten Schleuse lag noch ein deutsches Boot, dass wir schon in Arkösund gesehen hatten. Wolfgang mit seiner Scalar 36 DS aus Kappeln. Mit dabei sein Kumpel Karl und dessen Enkeltochter Zoe. Auch sie wollten durch den Götakanal. Gegen 1000 kam ein schwedisches Motorboot, die eine Expressschleusung gebucht hatten. Beim Götakanal gibt es drei verschiedene Varianten. Hauptsaison, Bestellsaison und Express. In der Hauptsaison von Mitte Juni – Mitte August kann man jederzeit durch den Kanal fahren und sich so lange dort aufhalten, wie man möchte. Im Preis inbegriffen sind Liegeplätze mit bis zu 5 Übernachtungen pro Hafen, Duschen Toiletten, teilweise Waschmaschine und alle 58 Schleusen. In der Haupsaison sind auch alle Schleusen ständig besetzt, so dass man jederzeit durch kann. In der Bestellsaison muss man den Kanal vorbuchen und es wird ein Konvoi gebildet. Da die Schleusen in der Nebensaison nicht mehr besetzt sind, begleiten einige Schleusenwärter den Konvoi und bedienen die Schleusen. Das bedeutet allerdings auch, dass es einen festen Fahrplan gibt. In fünf Tagen werden die 58 Schleusen zwischen Mem und Sjötorp abgefrühstückt. Und wenn man den Express kauft, wird man exclusiv durchgeschleust.

Unser Konvoi wäre erst am nächsten Tag gestartet. Wir waren ja schon einen Tag früher da, weil ursprünglich für den heutigen Tag heftiger Wind und viel Regen angesagt waren. Und da wollten wir nicht unbedingt segeln. Wolfgang war schon da, weil er das mit der Bestellsaison nicht wusste. Na jedenfalls kam da dieser Schweden-Express und der Schleusenwärter bot uns an, dass wir auch mit durch und am nächsten Tag in Söderköping zum Konvoi dazu stoßen könnten. Das passte uns gut, denn in Mem ist der Hund begraben.

Nun kam unser erstes Schleusenmanöver. Die Schleusen des Götakanals, der übrigens zwischen 1810 und 1832 von 58.000 Soldaten per Hand gegraben wurde, haben ein besonderes Prozedere. Birte hat unsere Achterleine und eine sehr lange Vorleine, die vom Bug bis hinten ins Cockpit geführt und dort über eine Winsch gelegt wird, in der Hand und steht mittschiffs. Ich fahre sehr dicht am Ufer vorbei, Birte springt an Land und geht die Schräge nach oben. Als erstes legt sie die Achterleine mit einem Palsteg über einen Ring. Ich fahre parallel dazu langsam in die Schleuse. Dann geht Birte weiter und legt auch die Vorleine über einen Ring. Die Achterleine wird fast senkrecht über dem Ring dichtgeholt und die Vorleine einige Meter vor dem Bug. Nun wird das Schleusentor hinter uns geschlossen, der Schleusenwärter fragt alle, ob sie bereit sind und öffnet danach die Schieber im vorderen Tor. Nun strömt das Wasser in die Schleuse und es geht aufwärts. Die Lose, die dabei in den Leinen entsteht wird ausschließlich über die Vorleine durchgeholt, so dass die Boote sich dabei immer ein Stück weiter nach vorne schieben. Wir waren beide ein bißchen nervös, hat aber alles gut geklappt.

Nun waren wir im Götakanal und sind ein paar Meilen bis nach Söderköping gefahren. Das Wetter war übrigens komplett anders, als angesagt. Kaum Wind, sonnig und warm. In Södeköping haben wir direkt an der Promenade festgemacht und erst mal gefrühstückt. Wolfgang lag direkt hinter uns und der Tag plätscherte so dahin mit putzen, Bericht schreiben und schnacken. Für abends hatten wir uns mit Wolfgang, Karl und Zoe zum Essengehen verabredet. Ein sehr schönes Restaurant direkt am Kanal. Und sehr leckeres – aber auch teures – Essen. Als wir im Restaurant waren, kam der Regen dann doch noch und hörte auch die ganze Nacht nicht mehr auf. Allerdings mit 10 Stunden Verspätung. Aber das ist nicht schlimm. Nach dem Essen wurden wir von Wolfgang noch auf seine „Varicon“ eingeladen. Sehr netter Abend mal wieder. Allerdings schmeckte mir der Sherry, den Wolfgang auf den Tisch gestellt hatte so gut, dass es vielleicht ein oder zwei zu viel waren.

19.August 2019

Als an diesem Morgen der Wecker klingelte – nun war es ja vorbei mit lange schlafen – wäre ich am liebsten liegen geblieben. Aber nützt ja nix, der Konvoi kommt gleich. Also mit dickem Schädel aufgestanden und nach zwei Kaffee ging es auch schon los. Unser Konvoi bestand aus drei Gruppen. Vier Boote, vier Boote und drei Boote. Wir waren in der ersten Gruppe mit Wolfgang, einer deutschen Najad und, wie es der Zufall so will, die Holländer, die in der Schleuse von Södertälje nicht bezahlen wollten. Der Holländer ist mit seinem 14 Tonnen schweren Aluboot als erstes rein, dann wir neben ihn. Denn weil Charisma so schlank ist, passten wir noch neben den „fetten“ Holländer. Hinter uns Wolfgang und hinter den Holländer die Najad „Captn Ron“ von August, Michaela und Tommy. Und dann ging es los. Der Schleusenwärter öffnet die Schieber, das Wasser strömt turbulent in die Schleuse (wir hatten teilweise 3 kn Strömung) und die Boote fangen an, zu tanzen. Nun hatte der Holländer es irgendwie nicht so richtig drauf, seine Leinen stramm zu halten, so dass er immer wieder gegen Charisma trieb. Seine 14 Tonnen haben unsere 4,6 Tonnen dermaßen an die Schleusenwand gepresst, dass die Fender teilweise nur noch den halben Durchmesser hatten. Das gefiel mir nun überhaupt nicht. Ich habe dann mehrfach versucht, ihm beizubringen, wie er das verhindern kann, aber er wollte es nicht kapieren. Ziemlich genervt habe ich gesagt, dass ich das so nicht mehr machen werden. Von Wolfgang kam dann der Vorschlage, dass er und August die Seiten tauschen könnten. Denn die „Captn Ron“ ist 60 cm kürzer, als die „Varicon“. Dann könnten wir weiter nach hinten und hätten mehr Platz zum Holländer. Das haben wir dann auch getan und dann lief es besser. Auch der Holländer hat dazu gelernt und dann ging es Schleuse für Schleuse weiter. 15 Stück an diesem Tag. Und eine Gesamtstrecke von 30 sm. Das war ein langer Tag. Um 2000 haben wir in Berg festgemacht. Wolfgang und Crew wollten noch Essen gehen, kamen aber nach 20 Minuten unverrichteter Dinge wieder zurück. Alles zu! Hier ist wirklich schon Winter. Mitten im August.

20.August 2019

Heute kam etwas besonderes. Die Schleusentreppe von Berg. Sieben Schleusen hintereinander hieven uns 18 Meter nach oben. Schon beeindruckend dieses Bauwerk. So langsam kam auch Routine in die ganze Angelegenheit und es flutschte immer besser.

Hier ein kleines Video davon:

 Unsere Gruppe war mittlerweile ein Team. Jeder hilft jedem, so gut es geht. 19 Schleusen und 19 sm standen heute auf dem Programm. Die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kanal beträgt 5 kn und so dauert es auch immer eine Zeit, bis man ankommt. Aber langweilig wird es eigentlich nie. Man fährt teilweise durch wunderschöne Landschaften. Mal Wiesen, mal Wald und immer wieder dazwischen Brücken, die extra für uns geöffnet werden. Ich muss sagen, das ist schon ziemlich gut durchorganisiert. Die Brücken sind alle mit Kameras ausgestattet und werden ferngesteuert. Wenn wir also mal wieder auf eine Brücke zufuhren, kam auch gleich das Ankündigungssignal für die Brückenöffnung. Manchmal mussten wir noch nicht einmal langsamer werden, sondern konnten einfach durchfahren. Gegen 1500 kamen wir in Borensberg an. Und hier erwartete uns noch etwas Besonderes. Denn während alle anderen Schleusentore und Schieber bisher hydraulisch und mit Fernbedienung bedient wurden, wird die Schleuse in Borensberg noch, wie in früheren Zeiten, von Hand betätigt. Da muss der Schleusenwärter sich halt auch mal körperlich ertüchtigen. Danach ging es dann noch 7 sm über den See Boren nach Borenshult, wo am nächsten Tag die nächste Schleusentreppe mit fünf Kammern auf uns wartete.

Abends gab es dann noch eine kleine Attraktion. Gegen 2030 kam die Juno. Das ist eine von einigen „Kreuzfahrtschiffen“, die von Göteborg nach Stockholm oder umgekehrt fahren. Diese Schiffe sind exakt auf die Schleusenkammermaße angepasst und gebaut worden und im Stil der 30er Jahre gehalten. Die Juno wurde an diesem Abend noch die Treppe hochgeschleust und wir alle standen an den Schleusenwänden und haben geglotzt. Die Paxen saßen alle gerade beim Dinner und müssen sich gefühlt haben, wie die Affen im Zoo. Aber so haben wir uns auch immer in den Schleusen gefühlt. Denn auch wir waren eine Attraktion für die Touris und wurden dauernd fotografiert.

21. August 2019 (Der Schiksalstag, an dem unsere Reise eine üble Wendung nehmen wird!)

Zunächst war es ein ganz normaler Morgen im Götakanal. Wecker klingelt, aufstehen, Kaffee trinken und dann los. Mit einem kleinen Unterschied. Denn heute ging es schon um 0800 los. Noch ne Stunde früher aufstehen. Pfui Spinne! Vor uns lagen 6 sm bis Motala, dann 18 sm über den Vättern See und noch mal 4 sm bis Forsvik. Die sechs Schleusen bis Motala waren mittlerweile Routine und wir kamen dort gegen 1000 an. Nun hatten wir acht Stunden Zeit, um über den Vättern See zu segeln und durch die Brücke in Karlsborg zu gehen, die um 1800 öffnet.

Wir haben erstmal in Ruhe gefrühstückt und dann bin ich tauchen gegangen. Denn Motala liegt am Vättern See und der ist extrem klar. Ich wollte mir mal das Unterwasserschiff anschauen, um zu sehen, was die Stahltrosse der Fähre in Stegeborg an Schaden angerichtet hat. Erstaunlicherweise hatte die Anströmkante des Kiels keinerlei Schäden. Nicht mal Kratzer. Der Saildrive auch nicht. Dann kam ich zum Ruderblatt. Und hier war eine dicke Kerbe, passend zum Profil der Stahltrosse in der Anströmkante zu sehen. Komisch! An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass es zu diesem Vorfall noch eine neue Erkenntnisse gab. Als ich in Borenshult spät am Abend noch Leinen eines anderen Bootes angenommen hatte, kam ein Schweizer, der auch in unserem Konvoi gefahren ist, zu mir und fragte mich, ob wir die Kollision mit der Fähre hatten. Jup, das waren wir. Zu der Zeit saßen er und seine Frau in Stegeborg auf der anderen Seite der Fähre im Café und sie haben die ganze Situation beobachtet. Er erzählte mir, dass die Fähre dort schon seit 45 Minuten gelegen hatte und entgegen meiner Wahrnehmung gar nicht losgefahren ist, als wir auf das Hupen nicht reagiert hatten, sondern erst, als der Fährkapitän vermutete, dass wir wohl schon durch sind. Waren wir aber noch nicht und so hatte sich die Stahltrosse genau zwischen Saildrive und Ruderblatt gespannt. Es war also eine totale Fehleinschätzung des Fährkapitäns. Kommentar vom Schweizer: „So ein Idiot“ Kann ich nur unterstreichen. Zum Glück ist die Kerbe im Ruderblatt ca. 5 cm unterhalb des Rumpfes, so dass es kaum einen Hebelarm gab, der den Ruderschaft hätte verbiegen können. Nun wurde ein Schuh draus. Ich hatte kurz überlegt, ob ich rechtliche Schritte gegen die Fährgesellschaft einleiten sollte, habe das aber gleich wieder verworfen. Was soll ich mich nun mit denen rumärgern. Der Schaden ist im Winter schnell repariert und gut.

Gegen 1300 legten August und Crew sowie ein schwedischer Zweimaster ab, um über den Vättern nach Karlsborg zu segeln. 1330 haben wir dann auch abgelegt, denn, wie schon die letzten 10 Tage auch, kam der Wind wieder mal von vorne. Wir mussten also die 18 sm nach Karlsborg aufkreuzen. Und das mal wieder bei 15 – 20 kn Wind. Aber egal, Hauptsache nicht mehr motoren. 10 Minuten nach uns lief der Holländer auch aus. Erst dachte ich, er würde motoren. Denn die sind schon seit Jahren unterwegs, haben schon Südamerika umrundet, und wie sagt man so schön: Langfahrtsegler kreuzen nicht! Aber nein, nachdem er aus der Fahrrinne raus war, hat er tatsächlich Segel gesetzt. Und zack, da war er wieder, der Regattamodus. Birte hat gesteuert, ich habe mich um den Segeltrimm gekümmert. Vor uns lagen zwei kleine Inseln, die wir mal an Steuerbord hätten lassen können, mal nicht. Birte hat gekniffen, was das Zeug hält. Aber bei 20 kn Wind kann Charisma auch schon mal 30° an den Wind gehen und läuft immer noch relativ schnell. Wir sahen August und den Schweden vor uns, die es auch nicht geschafft hatten, die Inseln zu passieren und über Stag gegangen sind. Wir haben es auch nicht geschafft. Dann habe ich den Holländer beobachtet. Der ging nicht über Stag, sondern hat, typisch für einen Langfahrtsegler, die Maschine angeschmissen. Damit war er natürlich raus aus der Wertung. Also blieben noch August und der Schwede übrig für die Regatta. Nach 20 Minuten habe ich dann mal gepeilt und als ich sicher war, dass es jetzt passen würde, sind wir wieder über Stag gegangen und konnten tatsächlich einen Anlieger auf Karlsborg fahren. Für ca. 15 Minuten. Dann drehte der Wind Wind plötzlich um 20° rechts. Ich war ja mit Odin schon seit einiger Zeit ziemlich unzufrieden, weil er uns immer nur viel Wind von vorne bescherte. Aber das war jetzt zu viel. Nun gab es einen Eintrag in’s Klassenbuch. Aber, was soll ich sagen? Wir sind 15 Minuten vor August und 30 Minuten vor dem Schweden in Karlsborg eingelaufen. Ich war mal wieder stolz, wie Bolle auf Charisma.

Wir haben um 1710 in Karlsborg am Wartesteg vor der Brücke festgemacht. Um 1800 öffnete dann die Brücke und nun mussten wir noch 4 sm nach Forsvik motoren. Wir waren als erste durch die Brücke gegangen und sind dem Fahrwasser gefolgt. Irgendwann kam eine Art See und danach zwei Möglichkeiten, nach Forsvik zu fahren. Eine kleine Insel an Steuerbord lassen, oder an Backbord. Beide Seiten tief genug. Ich habe mich für die Backbordseite entschieden. Dort ist eine ca. 130 Meter breite Rinne mit 6 Metern Tiefe. Da ich den totalen Horror davor habe, auf einen Felsen zu fahren, habe ich mich genau in der Mitte der Rinne gehalten. Und ich kontrolliere auch permanent die Tiefe. Plötzlich waren es nur noch 5 Meter, dann 4, dann 3 und ehe ich noch reagieren konnte, hat es fürchterlich gescheppert. Charisma wurde im Bruchteil einer Sekunde von 6 kn auf Null abgebremst. Birte, die auf der Cockpitbank saß, wurde gegen die Kajütwand geschleudert und ich so heftig gegen das Steuerrad, dass es verbogen ist. Wir wussten überhaupt nicht, wie uns geschieht. Ich habe uns dann ganz langsam von dem Felsen manövriert und Birte ist nach unten gestürmt, hat die Bodenbretter hochgenommen und schrie:“Hier sind überall Risse!“ Aber kein Wassereinbruch. Nachdem wir wieder frei waren bin ich dann runter, habe mir die ganze Kielsektion angeschaut und geschrien vor Schmerz. Charisma ist schwer verletzt. Ich hätte heulen können. Habe ich später am Abend dann auch noch.

Als wir in Forsvik fest waren, kamen alle Konvoifahrer zu uns und haben gefragt, was passiert ist und wie es uns geht? Na wie schon? beschissen! August erzählte mir, dass er auch erst überlegt hatte, diesen Weg zu fahren, weil es dort tief genug ist, es aber dann wieder verworfen hat. Alle haben ihre Seekarten und Tablets gezückt, aber nirgends war dieser Felsen verzeichnet. Sie waren alle wirklich süß. (Mittlerweile habe ich den NV-Verlag und Delius Klasing informiert, dass dort ein nicht verzeichneter Felsen ist. Navionics wollte ich auch informieren, aber die haben weder eine E-Mail Adresse, noch ein Kontaktformular. Man kann sie nicht kontaktieren. Ganz toll!). Aber der Abend war natürlich gelaufen. Ich habe mich betrunken und bin irgendwann in die Koje. Aber wirklich geschlafen habe ich nicht. Es war die schlimmste Nacht dieser Reise.

22. August 2019

Als erstes an diesem Morgen habe ich eine Mail an meine Versicherung geschrieben. Unsere Segelreise war damit beendet. Unter Motor traue ich Charisma ja noch zu, zu fahren. Aber nicht mehr segeln. Ich werde die Kielsektion nicht mehr belasten. Denn fällt der Kiel ab, dann war es das. Für Charisma und vermutlich auch für uns. Und ich werde unser beider Leben definitiv nicht riskieren.

Da wir ja noch im Kanal waren, war ja eh nur Motorfahrt angesagt. Also sind wir – immer noch ziemlich derangriert – wieder losgefahren.

Heute standen 22 sm, aber nur zwei Schleusen auf dem Plan. Das Ziel hieß Töreboda. Wir fuhren mit 91,8 Metern über NN jetzt im höchsten Abschnitt des Götakanals. Ab der nächsten Schleuse würde es wieder bergab gehen. Die nächste Schleuse kam in Tartorp und diese Schleuse wird auch noch von Hand betätigt. Gegen 1600 haben wir in Töreboda festgemacht und als erstes die Kuchenbude aufgebaut. Denn es fing an, zu regnen. Und dieser Regen hat auch so schnell nicht wieder aufgehört. Nach dem Essen hörten wir Musik. Irgendein Orchester muss ganz in der Nähe ein Konzert gegeben haben. Das wollten wir uns dann doch mal näher betrachten. Also rein in’s Ölzeug und losmarschiert. Zwei Minuten später standen wir wohl auf dem Dorfplatz und dort spielte tatsächlich ein Orchester auf einer muschelförmig überdachten Bühne. Ich schätze mal, das auf diesem Dorfplatz ca. 2.000 Zuschauer Platz gefunden hätten. 80 – 100 waren vielleicht da. Muss ganz schön frustrierend für das Orchester gewesen sein. Aber wer geht auch schon im Regen freiwillig auf ein Open Air Konzert. August, Michaela und Tommy waren auch da. Tommy hat für uns alle ein Bier von einem Kiosk organisiert und wir sind noch bis zum Ende des Konzerts geblieben.

23. August 2019

Heute stand die letzte Etappe des Götakanals auf dem Programm. 11 sm nach Sjötorp am Vännern See und 19 Schleusen lagen vor uns. Aber das Runterschleusen ist wesentlich entspannter, als das Raufschleusen. Außerdem war es ja mittlerweile auch Routine. Und jeder hilft jedem, wenn es nötig ist. Über die letzten Tage war aus den Konvoifahrern eine richtig kleine Familie geworden. Total schön.

Was nicht so schön war, war der Regen, der immer noch vom tiefgrauen Himmel fiel. Und wenn man Ende August – also noch im Hochsommer – seinen Atem sieht, dann läuft da irgendwas gewaltig schief. Erst kurz vor Sjötorp hörte der Regen auf und es wurde heller. Dafür fing es nun heftig an, zu wehen. Das ist bei einer Kaltfront nun mal so. Dazu gibt es auch einen Spruch: Kommt der Regen vor dem Wind, zurr die Plünnen fest, geschwind! Hingegen ist es bei einer Warmfront genau umgekehrt. Hier heißt der Spruch: Kommt der Wind vor dem Regen, kannst beruhigt dich schlafen legen!

Wir sind in Sjötorp noch Tanken gefahren (wir sind ja seit Stockholm fast nur noch motort) und haben dann um 1600 im Gästehafen festgemacht. Jeder hat wieder jedem beim Anlegen bei 25 kn Wind geholfen und als Tommy da so über den Steg schlich, nichts zu tun hatte, weil August und Michaela noch nicht fertig mit aufklaren waren, haben wir ihn kurzerhand auf ein Anlegebier eingeladen. Kurze Zeit später kamen dann auch noch August und Michaela und so saßen wir noch eine Zeit lang – bei mittlerweile Sonnenschein – bei uns im Cockpit. Wir wollten dann kochen und August hat uns für Abends noch zu sich auf die „Captn Ron“ auf einen Wein eingeladen. Um 2000 sind wir dann rüber und haben mal wieder einen sehr netten Abend verbracht und auf die Bezwingung des Götakanals angestoßen. Denn der Götakanal wird auch der „Scheidungskanal“ genannt. Wir haben es ohne Scheidung gemeistert.

24. August 2019

An diesem Morgen wurden wir zunächst von einem wolkenverhangenen Himmel geweckt. Aber seit fünf Tagen mal wieder ohne Wecker. Der Wetterbericht hatte ja schon seit einigen Tagen den zurückkehrenden Sommer angekündigt. Und laut Satellitenfilm sollte in zwei Stunden der Himmel wieder blau sein. Warten wir es mal ab. Wo wir heute hinfahren, wussten wir noch nicht. Darum habe ich mal wieder die Facebook-Community vom Ostseestammtisch um Rat gefragt. Da kamen relativ schnell viele Antworten: Läckö! Wir haben uns das kurz auf der Seekarte angeschaut und uns sofort dafür entschieden. 30 sm sind das und das ist fast die Hälfte auf dem Weg nach Vänersborg, dem Ort, an dem der Trollhättenkanal beginnt. Ok, da fahren wir hin.

Lustig an diesem Morgen war auch noch mein Gespräch mit dem Holländer. Wir kamen in’s Gespräch, weil ich sagte, dass ich gerne mal wieder segeln würde, aber das ja nun nicht mehr geht. Zietze, so heißt er, meinte nur:“Sei froh, dass das keine Bavaria ist. Sonst hättest Du jetzt keinen Kiel mehr.“ Für alle Nichtwissenden muss ich an dieser Stelle mal erklären, worum es geht. Ende der 90er Jahre hat eine Bavaria 42 Match in Kroatien den Kiel verloren und es sind, soweit ich es in Erinnerung habe, 4 Menschen dabei ums Leben gekommen. Denn fällt der Kiel ab, kentert das Boot binnen Sekunden durch. Das heißt, dass der Mast Richtung Meeresgrund zeigt und das Unterwasserschiff gen Himmel. Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Zwar haben auch schon Yachten anderer Hersteller den Kiel verloren und es hat Menschenleben gekostet, aber bei Bavaria haftet es bis heute am meisten an.

Na ja, jedenfalls habe ich Zietze dann gesagt, dass es eine Bavaria IST. Ihm sichtlich unangenehm, hat er nur verlegen gegrinst und meinte, dass ich da wohl ein gutes Modell erwischt hätte. Dass Charisma ziemlich solide gebaut ist, war mir ja schon vorher klar. Sie ist sehr verwindungssteif und eigentlich kann sie auch nichts erschüttern. Auch der Testbericht der Yacht-Zeitung von 1994 hat ihr hohe Stabilität attestiert. Aber nach diesem heftigen Aufprall ohne Wassereinbruch oder gar Kielverlust davon zu kommen, hat mich endgültig von ihrer Stabilität und Qualität überzeugt.

Kurze Zeit später sind wir dann ausgelaufen und wenn Charisma noch segeltauglich gewesen wäre, hätte ich Odin jetzt den Eintrag „Versetzung gefährdet“ in’s Klassenbuch geschrieben. Denn es war absolute Flaute. Aber an diesem Tag war ich ihm dankbar, denn gegen 20 oder 25 kn Wind anzumotoren, ist Höchststrafe. So, wie vorhergesagt, kam zwei Stunden später auch die Sonne raus und es wurde richtig warm. Der Sommer war tatsächlich zurück.

Auf dem Weg nach Läckö lag Mariestad querab. Und dort sind wir kurz eingelaufen, um mal wieder Lebensmittel zu bunkern. Ist auch eine hübsche Stadt. Nach 1,5 Stunden sind wir wieder ausgelaufen und haben Kurs Läckö angelegt, das wir gegen 1800 erreicht haben. Schon von Weitem sieht man die Silhouette vom Schloß Läckö. Als wir näher kamen, wurde es immer hübscher. Und als wir dann dort festgemacht hatten, waren wir von der Schönheit dieses Fleckchens regelrecht geflasht. Unfassbar schön dort. Unbedingt machen, wer im Vännern unterwegs ist.

Es waren noch fünf andere Boote dort, und das war‘s. Und es war so ruhig dort, dass wir eher geflüstert, als gesprochen haben. Echt verrückt. Später kamen noch Johannes und Andrea – waren auch im Konvoi – mit ihrem kleinen Boot, dass sie in Turku gekauft hatten und nun nach Heiligenhafen überführen. Sie hatten allerdings Probleme mit der Elektrik. Denn der Landstrom kam irgendwie nicht in ihrem Boot an. Ich habe ihnen dann noch unserer Kabeltrommel geliehen, damit sie ihre Handy’s und Tablets wieder laden können. Denn ohne Tablet oder Handy keine elektronische Navigation. Und die ist mittlerweile die Hauptnavigation, selbst in der Berufsschiffahrt. Obwohl ich die grobe Törnplanung immer erst auf der Papierkarte mache.

25. August 2019

Ich bin relativ früh aufgewacht und es war so ein wunderschöner Morgen, dass ich nach dem ersten Kaffee gleich einen Spaziergang zum Schloß gemacht und über unsere Bucht geschaut habe. Wunderschön! Als ich zurück kam, war Birte mittlerweile auch aufgestanden und saß mit einem Kaffee im Cockpit. Da mal wieder überhaupt kein Wind war, wurde es auch relativ schnell warm. Darum haben wir kurzerhand abgelegt und das Frühstück auf später für unterwegs verlegt. Nach ein paar sm durch enges Fahrwasser kamen wir auf den riesigen freien Vännern und von dort lagen nun 23 sm schnurstracksgeradaus an. Eigentlich Zeit für Frühstück. Aber denkste. Plötzlich waren wir in dickem Seenebel. Sicht keine 100 Meter. Da ist Aufmerksamkeit gefragt. Alle fünf Minuten das Nebelhorn betätigen und immer schön Ausschau halten. Aber je höher die Sonne kam, um so dünner wurde die Nebeldecke und irgendwann hatte sie sich komplett aufgelöst und die Sonne brannte vom stahlblauen Himmel herab. Wir hatten sogar noch leichten Rückenwind, so dass bei uns an Bord totale Windstille herrschte. Es war heiß. Aber das war nicht das größte Problem. Sondern das waren die Mücken. Das ganze Boot voll Mücken. Wir haben ja vorsorglich reichlich Autan mitgenommen und Birte hat gefühlt alles, was da war mit Autan eingesprüht. Hat sogar geholfen.

Ich saß einige Zeit unter Deck und habe an diesem Bericht gearbeitet. Ich hatte mehrfach gecheckt, dass auf diesen 23 sm keine einzige Untiefe im Weg ist, aber trotzdem war mir unwohl. Ich habe immer mal wieder gedacht, gleich knallt es und wir rauschen wieder auf einen Felsen. Wir waren, oder sind es noch immer, wirklich traumatisiert. Jedes noch so kleine ungewöhnliche Geräusch lässt uns zusammen zucken, nach unten stürmen und die Bodenbretter hoch nehmen. Wenn man auf einen Felsen fährt, den man übersehen hat oder weil man gepennt hat, ist es eine Sache. Aber auf einen Felsen zu fahren, der laut Seekarte gar nicht da sein dürfte, ist eine andere. Gut, vermutlich ist die Wahrscheinlichkeit, einen nicht kartographierten Felsen zu treffen, genauso hoch, wie ein 6er im Lotto. Aber wir haben es geschafft. Und das sitzt verdammt tief. Vor allem, weil das Vertrauen in die Seekarten verloren gegangen ist.

Es ist natürlich alles gut gegangen und wir haben um 1530 in Vänersborg festgemacht. August, Michaela und Tommy waren auch schon da und Tommy kam gleich mal wieder auf ein Anlegebier zu uns an Bord. August und Michaela wollten die Stadt erkunden und wir hatten vereinbart, dass sie Bescheid sagen, wenn sie ein nettes Restaurant entdecken, in dem wir Essen gehen könnten. Das taten sie dann auch und um 1900 sind wir dann zu einer Pizzeria marschiert. Das Essen war eher schlecht, aber die Bezahlaktion von Tommy, der uns kurzerhand alle eingeladen hatte, war das Highlight des Abends. Wir haben uns weggeschmissen vor Lachen – selbst der Kellner, obwohl er kein Wort verstanden hat – , weil Tommy eine unverwechselbar komische Ader hat. Der gehört wirklich in’s Fernsehen.

Wir haben die drei dann noch auf einen Absacker zu uns eingeladen und es war wieder ein sehr schöner Abend.

26. August 2019

Dieser Morgen weckte uns mit einem wolkenlosen Himmel und absoluter Flaute. Heute wollten wir nun in den Trolhättenkanal, der irgendwann in den Fluss Göta Älv mündet und bis nach Göteborg führt. 44 sm ist die Strecke lang und wir wollten sie in zwei Etappen bezwingen. Gleich hinter Vänersborg kommt die erste Schleuse. Und diese Schleusen sind, im Gegensatz zu den Schleusen im Götakanal, riesig. Hier werden auch Frachtschiffe durchgeschleust. Aber, da es ja auch hier abwärts ging, kein Problem. Der Trollhättenkanal ist sehr breit im Vergleich zum Götakanal und hier konnte auch mal wieder Frau Hansen fahren. War ziemlich langweilig und heiß. Nach knapp 16 sm haben wir gegen 1430 in Lilla Edet festgemacht. Ein kleiner süßer Hafen vor der letzten Schleuse bis Göteborg. Allerdings ohne jegliche Versorgung. Dafür kostet es aber auch nichts. August und Crew hatten kurz vor uns festgemacht und zwei Stunden später kam sogar noch der Schweizer, Peter mit Frau Beatrice, in den kleinen Hafen. Noch eine Stunde später auch noch Johannes und Andrea. Man trifft sich halt immer wieder. Ist irgendwie schön.

Ich habe an diesem Nachmittag mit diversen Werften in und um Göteborg Kontakt aufgenommen, um Charisma vielleicht noch hier in Schweden aus dem Wasser zu nehmen und reparieren zu lassen. Aber es kam von allen die gleiche Antwort: Wir sind bis unters Dach voll mit Aufträgen und können Euch nicht helfen. Klar, die Saison in Schweden ist vorbei und alle beschädigten Boote gehen jetzt in die Werft. Ich war total frustriert. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Mein Freund Wolf, der auch schon mal auf einen Felsen gefahren ist, sagte mir übrigens:“Es gibt zwei Sorten von Schweden. Die einen sind schon auf einen Felsen gefahren und die anderen sind auf dem Weg dahin.“ Da muss was Wahres dran sein, denn sonst wären nicht alle schwedischen Werften derart ausgelastet.

Birte hat dann noch leckeres Curry gekocht, wir haben an Land auf einer Bank mit Blick auf Charisma gegessen und dann habe ich noch versucht, Johannes bei seinem Elektrikproblem zu helfen. Da es aber keinen Landstrom gab, war es nicht möglich, zu messen, wo noch was ankommt und wo nicht. Wir haben es dann abgebrochen und verschoben. Dann hörten wir plötzlich seichte Gitarrenklänge. August saß im Cockpit und spielte Gitarre. Michaela und Tommy waren nirgends zu sehen und, da wir Gustl nicht alleine spielen lassen wollten, sind wir an Bord der „Captn Ron“ gegangen. War ein schönes Konzert, Gustl!

27. August 2019

Wieder ein schöner Sommermorgen. Ich saß schon im Cockpit mit Kaffee und Birte lag noch in der Koje. August – vermutlich von seniler Bettflucht geplagt – legte gerade ab. Lilla Edet liegt direkt an der letzen Schleuse vor Göteborg und dort dümmpelten sie dann noch ca. 20 Minuten  vor der Schleuse rum. Wir waren eher entspannt, denn es lagen nur noch 28 sm bis Göteborg vor uns. Und mit 1-2 kn Strömung ist das kein Ding. Dann kam Peter, der Schweitzer, zu mir und fragte, wann wir ablegen wollen. Es würde vielleicht Sinn machen, dass wir alle zusammen durch die Schleuse gehen würden. Stimmt. Gesagt, getan!

Und Charisma hat mal wieder ein dickes Kompliment bekommen. Denn Peter fragte mich, ob Charisma eine Comfortina sei? Comfortinas gehören zu meinen Lieblingsbooten. Nö, ist eine Bavaria 34 Speed. Kennt kein Mensch. Oh, meinte er, das ist aber die hübscheste Bavaria, die er je gesehen habe. Ja, sehe ich genauso! Vielen Dank Peter!

Wir sind dann zu dritt aufgebrochen und schon nach fünf Minuten wurde die Schleuse für uns geöffnet. Runter und wieder raus und dann ging es mit 8,5 kn über Grund gen Göteborg. Nach zwei Stunden kamen wir zu einer Brücke mit 11 Metern Durchfahrtshöhe, doch sie war geschlossen. Und vor der Brücke drehte August seine Kreise. Als ich gerade Gas weggenommen hatte, bekam ich plötzlich einen Motoralarm. Verdammt! Ich habe sofort den Motor ausgemacht und gewendet, um mit der Restgeschwindigkeit ein bisschen Strecke stromaufwärts gut zu machen. Dann habe ich August angefunkt und ihn gebeten, uns an den Haken zu nehmen, damit ich mich in Ruhe um das Motorproblem kümmern könnte. Denn wir trieben nun flussabwärts Richtung Brücke. August ist auch sofort losgefahren und hat uns längsseits genommen und durch die mittlerweile geöffnete Brücke geschleppt. Peter und Beatrice waren auch mittlerweile da.

Ich habe nur gedacht, wenn uns jetzt auch noch der Motor verreckt, ist alles vorbei. Keine Antriebsmöglichkeit mehr. Nun konnte ich mich in Ruhe dem Problem widmen. Als erstes habe ich nach Kühlwasser geschaut. Alles gut, zu heiß war er nicht. Als nächstes den Ölpeilstab gezogen. Trocken! Nicht mehr genug Öl. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht, denn normalerweise kontrolliere ich den Ölstand am Anfang der Saison und wenn genug drin ist, reicht es auch für die ganze Saison. Aber wir sind ja in den letzten zwei Wochen so viel motort, wie normalerweise in zwei ganzen Saisons. Also habe ich Öl aufgefüllt, Birte gebeten, den Motor zu starten und schwupps war alles wieder gut. Puh, Glück gehabt. Zur Sicherheit haben August und Peter uns in die Mitte genommen, für den Fall, dass doch was passiert. Ist es aber nicht.

Um 1500 haben wir im Lilla Bommen Hafen in Göteborg festgemacht. Ein schöner Hafen, zentral gelegen und zwischen der Oper und dem Museumsschiff Viking. Allerdings nur August und wir. Denn kurz vor dem Hafen ist eine Brücke mit 18,3 Metern Durchfahrtshöhe. Für uns und August kein Problem. Nur Peter mit 20 Metern Masthöhe musste auf die Brückenöffnung warten. Allerdings ging und ging diese verdammte Brücke nicht auf. Nach 1,5 Stunden habe ich versucht, Peter über Funk zu erreichen. Ohne Erfolg. Hm, komisch. Eine weitere Stunde später war Peter plötzlich da. Allerdings nicht mit dem Boot, sondern mit dem Fahrrad. Nanu, was ist denn jetzt passiert? Er hat uns erzählt, dass er den Brückenwärter über Funk auf Kanal 9 angerufen hatte – darum hat er meinen Ruf auf Kanal 16 auch nicht gehört – und gefragt, wann denn mal diese Brücke geöffnet wird? Antwort: Gar nicht, es sei zu heiß! Bitte was??? Erklärung: Die Klappbrücke könnte jetzt nicht geöffnet werden, weil sonst der Staßenbelag wegfließen würde. Wir haben das erst für einen Scherz gehalten. War es aber nicht. Peter hatte dann in einer kleinen Werft kurz vor der Brücke festgemacht und ist mit dem Fahrrad über die Brücke gefahren. Und tatsächlich, der Straßenbelag wurde bewässert, um ihn zu kühlen. Das erklärte auch den Regen, den wir bei der Brückendurchfahrt abbekommen hatten. Das konnten wir uns nämlich nicht erklären. Aber nun wussten wir es. Sowas habe ich auch noch nie gehört.

So nach und nach trudelten immer mehr Boote aus unserem Konvoi ein. Erst Johannes und Andrea, die wir abgehängt hatten, weil sie nicht so schnell sind. Dann Klaus und Doris mit Ihrer Nordship, dann der Krautfänger – ein Engländer, der mit seinem Anker ca. eine halbe Tonne Seegraß vor Borenshult aufgefischt hatte und ganz zum Schluss auch noch der Holländer. Family completed! Es wurde noch viel geschnackt an diesem Abend und dann haben wir beschlossen, am nächsten Abend alle zusammen Essen zu gehen. Denn nach Göteborg würde jeder wieder seiner eigenen Wege gehen. Schade eigentlich, denn es war eine tolle Zeit mit allen.

Wir werden einen Hafentag in Göteborg machen und dann weiter Richtung Kopenhagen motoren. Wir könnten zwar beide spucken, bei dem Gedanken, 250 sm zurück nach Kiel zu motoren. Aber Charisma hier irgendwo in einer Werft zu lassen, die dann vielleicht irgendwann mal Zeit hat, sich um sie zu kümmern, behagt mir gar nicht. Dann beiße ich lieber in den sauren Apfel, habe sie aber dann vor Ort, wenn sie aus dem Wasser geht.