Göteborg – Kiel

September 10, 2019 2 Von andi

Nachdem wir den letzten Beitrag veröffentlich hatten, kamen innerhalb der nächsten Tage unglaublich viele Nachrichten bei uns an. Ob über Facebook oder auch WhattsApp. So viel Anteilnahme, Mitgefühl und aufmunternde Worte. Wir waren sehr gerührt. Vielen Dank an alle dafür.

28.August 2019

Dieser Morgen war zunächst noch heiter und warm. Aber wir sahen schon viele Quellwolken und auf dem Satellitenfilm sah man schon Gewitter auf uns zukommen. Eigentlich wollten wir heute ein bisschen Sightseeing machen und auch einkaufen. 150 Meter vom Hafen entfernt ist ein riesiges Einkaufszentrum. Aber pünktlich nach dem Frühstück ging es los mit Regen und Gewitter. Toll! Also haben wir die Kuchenbude aufgebaut und erst mal abgewartet. Birte hat „Hausputz“ gemacht und ich den letzten Bericht zu Ende geschrieben. Am Nachmittag, in einer kurzen Regenpause sind wir in das Einkaufszentrum gegangen und haben uns mal wieder mit Lebensmitteln eingedeckt. Als wir zurück beim Boot waren, kam das nächste Gewitter. Sightseeing musste mal wieder – wie in Stockholm auch schon – ausfallen. Stattdessen habe ich im Internet ein Restaurant gesucht, wo ich für uns alle einen Tisch reservieren wollte. Denn mit 16 Leuten wäre es wohl schwierig geworden, einfach so einen Tisch zu bekommen. Allerdings dezimierten sich so nach und nach die Teilnehmer. Peter, der am Vortag nicht durch die Brücke kam, hatte mich schon mittags angerufen und gesagt, dass sie um 0900 durch die Brücke gekommen sind und SE-Wind nutzen wollten, um nach Laesö zu segeln. Das gleiche hatten Johannes und Andrea auch vor und sind deshalb auch schon morgens ausgelaufen. Der Krautfänger und seine Crew wollten Geld sparen und haben auch abgesagt. Als letzte wollten dann Klaus und Doris auch nicht mehr mit, weil sie spontan in ein Konzert gehen wollten. Also blieben noch Sietse (so wird das richtig geschrieben) und Jolanda, Gustl, Michaela und Tommy, sowie wir beide übrig.

Ich hatte bei Tripadvisor ein nettes Restaurant entdeckt, gerade mal 150 Meter vom Hafen entfernt und mit guten Bewertungen. Dort hatte ich einen Tisch bestellt und pünktlich um 1900 waren wir dann auch da. Ziemlich nobles Ambiente und passend dazu eine sehr übersichtliche Speisekarte. Es gab gerade mal vier Hauptgerichte, von dem eines schon aus war. Na ja! Und als wir auf die Preise geschaut haben, ist uns dann die Kinnlade heruntergefallen. Das Gericht, was die meisten von uns hätten nehmen wollen, hätte mal mit schlanken 73,- EUR zu Buche geschlagen. Wir haben uns dann kurz beraten und Sietse machte den Vorschlag in ein anderes Restaurant zu gehen, dass sie nachmittags entdeckt hatten. 10 Minuten zu Fuß. Vorschlag angenommen. Also haben wir uns höflich wieder verabschiedet und uns auf den Weg gemacht. Aus 10 Minuten wurden zwar 20, aber das hat sich gelohnt. Super Essen zu vernünftigen Preisen. Und es gab sogar Erdinger Weissbier.

Auf dem Rückweg stand da wieder so ein Elektroscooter rum, den man sich mit der entsprechenden App freischalten kann. Die App hatte ich mir schon in Stockholm runtergeladen, bin dort aber nicht gefahren. Nun wollte ich es mal ausprobieren. Ganz easy. Code mit der App einscannen, Scooter freischalten und losfahren. Wirklich klasse, die Dinger. Blöderweise habe ich mich bei einer großen Baustelle ein bisschen verfahren und fand mich plötzlich auf einer Schnellstrasse wieder. Und das auch noch auf der falschen Seite. Der Busfahrer, der mir mit Lichthupe entgegen kam, muss sich auch gedacht haben: Was ist das denn für ein Honk? Ich also schnell an den Straßenrand und als der Bus vorbei war, flux umgedreht und zurück. Dann habe ich auch wieder den richtigen Weg gefunden und war in null komma nix wieder beim Hafen. Scooter hingestellt, bei der App abgemeldet und fertig. Tolle Sache.

Da ich natürlich viel schneller im Hafen war, als die anderen, saß ich schon im Cockpit, als sie eintrafen. Sietse und Jolanda haben uns noch auf einen Absacker auf ihre Ovni 435 „Dolfin“ eingeladen und wieder mal ging ein sehr schöner Abend zu Ende.

29. August 2019

Heute nun war es soweit. Wir mussten uns von unserer Schleusengruppe verabschieden. War irgendwie ein komisches Gefühl, aber musste ja irgendwann sein. Vor uns lagen 46 sm nach Varberg. Der Morgen war grau, aber fast windstill. Wir sind aus dem riesigen Hafen von Göteborg rausgefahren und haben im Schärengebiet Kurs Süd angelegt. War auch alles noch ok. Nur halt ein komisches Gefühl, plötzlich wieder alleine zu sein. In einer Gruppe zu fahren, gibt einem noch ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Sollte doch irgendwas mit Charisma passieren, wäre immer jemand sofort zur Stelle gewesen. Nun waren wir wieder auf uns alleine gestellt. Als Sicherheitsvorkehrung haben wir das Dinghi aufgepumpt, was normalerweise verpackt in der Achterkammer liegt und auf dem Vorschiff verzurrt. Da wir keine Rettungsinsel haben und wir aus irgendeinem Grund Charisma verlassen müssten, hätten wir dann wenigstens so eine Art Rettungsinsel. Außerdem haben wir alle wichtigen Sachen, wie Ausweise, Kreditkarten und Handys griffbereit auf dem Kartentisch platziert und ein wasserdichtes Bag dazu. Vielleicht ein bisschen hysterisch, aber man weiß ja nie.

Als wir die Schären hinter uns gelassen hatten und in freies Wasser kamen, frischte der Wind auf. Es wäre perfekter Segelwind für uns gewesen. Meine Laune sank von Minute zu Minute. Mit der Zeit wurden dann auch die Wellen immer höher, die zunächst von der Seite und später dann von schräg hinten kamen. Da der Winddruck in den Segeln fehlte, rollte Charisma immer mehr hin und her. 20° Krängung backbord, 20° Krängung steuerbord. Mir war so unwohl, dass ich des öfteren nach unten gegangen und die Bodenbretter hochgenommen habe, um zu sehen, ob sich irgendwas verändert. Ich hatte die Enden der Risse mit einem Edding markiert. So kann ich sehen, ob sie sich erweitern. Haben sie aber nicht. Auch habe ich bei besonders hohen Wellen meine Hand auf die Kielsohle gelegt, um etwaige Bewegungen zu erspüren. Aber auch da war nichts zu fühlen. Trotzdem blieb die ganze Zeit ein komisches Gefühl in der Magengegend. Wir haben drei Kreuze gemacht, als wir nach acht Stunden endlich in Varberg festgemacht haben. Mittlerweile schien auch wieder die Sonne und nach dem Anlegebier ging es mit unserer Laune auch wieder bergauf.

Varberg hat ein sehr schönes Strandbad, dass in ganz Südschweden das schönste sein soll. Ist auch wirklich hübsch. Viel gemacht haben wir aber nicht mehr. Gekocht, gegessen und geduscht. Irgendwie waren wir beide total erschossen. Wahrscheinlich von der innerlichen Anspannung.

30. August 2019

Der Morgen war sonnig und einigermaßen warm. Und es wäre wieder perfekter Segelwind gewesen. Aber leider nur „wäre“. Also haben wir uns wieder unter Motor auf den Weg Richtung Halmstad gemacht. 38 sm lagen vor uns und die Wellen waren heute angenehmer, als gestern. Je weiter wir gen Süden kamen, wurden die Häfen wieder voller und auch auf dem Wasser sahen wir wieder mehr Segler. Dass wir bei schönstem Segelwind mit Maschine fahren, war mir irgendwie peinlich. Was müssen die anderen wohl über uns gedacht haben. Ich schüttel ja auch immer mit dem Kopf, wenn ich Segler sehe, die bei gutem Wind motoren. Mittlerweile denke ich anders darüber. Wer weiß, vielleicht haben die ja auch irgendein Problem.

Mit der Zeit wurde der Wind immer weniger und schlief später ganz ein. Das macht das Motoren etwas angenehmer. Aber es ist und bleibt laut, ätzend und stinklangweilig. Immer, wenn wir daran dachten, welche Strecke wir so noch vor uns haben, wurde uns ganz schlecht. Nach 6,5 Stunden sind wir dann in Halmstad eingelaufen. Von weitem betrachtet, ein fürchterlicher Ort. Großer Industriehafen. Allerdings mündet in Halmstad ein Fluss und der Gästehafen liegt 1 km flussaufwärts in der Stadt. Und da war es gar nicht mal so schlecht. Aber auch nichts besonderes. So richtig genießen konnten wir unsere Reise nun nicht mehr. Als wir noch mit der Schleusengruppe unterwegs waren und sowieso motoren mussten, fühlte es sich manchmal fast normal an und wir haben gar nicht mehr an den Schaden gedacht. Aber jetzt war es etwas anderes. Uns fehlte mittlerweile komplett der drive, irgendetwas zu unternehmen. Haben wir dann auch nicht mehr.

31. August 2019

Dieser Morgen war noch ein bisschen neblig, aber der Wetterbericht hat uns schönes Wetter und wenig Wind prophezeit. Stimmte dann auch. Kurz, nachdem wir den Hafen verlassen hatten, war der Nebel verschwunden und es wehte eine leichte Brise. Genau so, wie Charisma es mag.  Echt frustrierend!

Fünf Minuten nach uns ist so eine schwedische Rennziege ausgelaufen, hat Segel gesetzt und holte zu uns auf. Sie kamen dann immer dichter und dichter an uns ran. Wir haben uns gedacht: Was will der denn jetzt. Als sie noch ca. 50 Meter hinter uns waren und genau auf Charisma zuhielten, fingen sie wild an, mit den Armen zu fuchteln. Es ist ja normalerweise so, dass Motorfahrzeuge Segelfahrzeugen ausweichen müssen. Das gilt allerdings nicht, wenn ein Segelfahrzeug ein Motorfahrzeug überholt. Und Überholen heißt, in einem Winkel von 22,5° und kleiner. Die Schweden hatten ungefähr einen Winkel von 5°. Sie hätten anluven oder abfallen können, um uns zu überholen. Aber nein, sie meinten wohl, dass wir Ihnen ausweichen müssen. Pff, kein Stück. Sie sind dann mit einem Abstand von 1,5 Meter an uns vorbei gefahren – kurz dachte ich, er will uns rammen – und haben uns angepöbelt. Wir haben zwar kein Wort verstanden, war uns aber auch egal. Blödmänner!

Zwei Stunden später hörte der Wind dann ganz auf. Aber es war warm und die Sonne schien, keine Wellen und kein Geschaukel. So ist Motoren einigermaßen erträglich. Gegen 1700 erreichten wir dann Helsingör. Schon aus weiter Entfernung ist die Burg, das Wahrzeichen von Helsingör, zu erkennen. Der Yachthafen von Helsingör ist riesig und wir hatten die Qual der Wahl. Wir sind einfach so tief reingefahren, wie es geht und haben dort auch einen freien Liegeplatz gefunden. Wir mögen kurze Wege. Im Gegensatz zu Schweden, war der Hafen hier noch gut gefüllt. Denn für die Dänen und auch uns Deutsche ist die Saison noch lange nicht vorbei.

Seitdem wir wieder alleine unterwegs sind, ist unsere Laune eigentlich von Tag zu Tag gesunken. Diese ewige Motorerei und dann noch soweit von zu Hause weg war einfach frustrierend. Genießen konnten wir unsere Reise nicht mehr. Wir haben nur noch funktioniert, um möglichst heil und schnell nach Hause zu kommen. Normalerweise hätten wir uns die Burg in Helsingör noch angesehen. Aber in unserem Zustand stand uns nicht mehr der Sinn danach. Also haben wir außer Essen und Duschen auch nicht mehr viel gemacht. Das Einzige, was wir noch ein bisschen genießen konnten, war die Sonne und die Wärme. Aber auch damit sollte es am nächsten Tag vorbei sein.

01.September 2019

Wir sind schon um 0700 aufgestanden, um mit dem für Vormittags wenig vorhergesagten Wind die 22 sm nach Kopenhagen zu fahren. War auch zunächst Flaute. Mit der Zeit kam dann doch Wind auf und im weiteren Verlauf entwickelte er sich mal wieder zu perfektem Segelwind für uns. Nur, dass wir nicht gesegelt sind. Hinzu kam noch, dass der Himmel immer dunkler und grauer wurde und kurz vor Kopenhagen fing es sogar noch an, zu regnen.

Eigentlich wollten wir nach Christianshavn. Der Stadtteil Christianshavn ist vor vielen hundert Jahren nach dem Vorbild von Amsterdam errichtet worden. Der damalige dänische König fand Amsterdam mit seinen vielen Kanälen so schön, dass er das auch haben wollte. Also hat er kurzentschlossen seinem Hofbaumeister aufgetragen, diesen Stadtteil anzulegen. Und das hat sich wirklich gelohnt. Man liegt dort mit seinem Boot mitten in der Stadt. Sehr pitoresk.

Aber zunächst sind wir zum Lynetten Seylklub gefahren und haben an „Tadorna Gyr“ festgemacht. Das ist das aktuelle Boot von Bastian Hauck und wir hatten uns mit ihm dort verabredet. Wir brauchten nämlich ein paar Sachen aus dem Bootszubehör, und da heute Sonntag war, der Bootszubehörladen also nicht geöffnet hatte, hatte Bastian die Sachen für uns am Vortag besorgt und wir haben sie abgeholt. (Vielen Dank nochmal, Bastian) Nach einem kleinen Schnack und einem Kaffee haben wir wieder abgelegt und sind nach Christianshavn gefahren. Wenn man in Christianshavn anlegen möchte, darf man nicht zu spät dran sein. Denn es gibt dort nicht so viele freie Plätze und die sind sehr begehrt. Wir waren um 1330 dort und haben noch einen schönen Platz direkt vor dem Boot des Hafenmeisters bekommen.

Als erstes sind wir Einkaufen gegangen und danach bin ich ein bisschen durch die Gegend geschlendert und Birte hat ein Mittagsschläfchen gehalten. Da wir nicht das erste Mal in Kopenhagen waren, den Großteil der Sehenswürdigkeiten kennen wir schon, wie schon erwähnt, nicht mehr so auf Sightseeing eingestellt waren, ist an diesem Tag auch nichts Spannendes mehr passiert. Außer die Pizza, die wir uns von einer ca. 200 Meter entfernten Pizzeria geholt haben. Diese Pizzeria hatte ich schon vor Jahren entdeckt und die Pizzen sind wirklich lecker. Wir haben abends nur noch im Cockpit gesessen und die Atmosphäre dieses wirklichen schönen Ortes genossen.

02. September 2019

An diesem Morgen bin ich schon um 0600 aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Seit der Kollision mit dem Felsen passierte das des Öfteren. Also bin ich aufgestanden, habe so leise, wie möglich Kaffee gekocht, um Birte nicht zu wecken, und habe mich nach draußen gesetzt. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schickte sich gerade an, aufzugehen. Es war eine sehr friedliche Stimmung. Die ersten Hundebesitzer gingen Gassi und so langsam erwachte die Stadt zum Leben. Ich habe über die letzten Tage nachgedacht und darüber, dass sich Charisma’s Schaden, trotz heftiger Schaukelei mit teilweise mehr als 20° Krängung nicht verschlimmert hatte. Und ob sie nun Krängung durch Wellen hat, oder durch Winddruck, macht eigentlich keinen Unterschied. Also habe ich an diesem Morgen die Entscheidung getroffen, mal wieder ganz vorsichtig zu segeln. Denn heute wollten wir die 34 sm nach Rödvig fahren und der Wind sollte nicht allzu stark werden und vor allem aus einer passenden Richtung kommen.

Um 1015 habe ich dann Birte aus der Koje geschmissen, weil ich die Brückenöffnung um 1100 nutzen wollte, um Kopenhagen zu verlassen. Um 1050 haben wir die Leinen losgeschmissen und pünktlich um 1100 die geöffnete Brücke passiert. Aus Kopenhagen sind wir noch rausmotort, aber dann haben wir bei raumem Wind um die 10 kn die Genua ausgerollt. Zunächst war es auch total entspannt. Wir hatten kaum Lage und waren mit guten fünf 5 kn unterwegs. Hier waren wir allerdings auch noch in der Landabdeckung. Das änderte sich dann ziemlich schnell, nachdem wir Dragör passiert hatten und in freies Wasser kamen. Bei dem Kurs Richtung Rödvig hatten wir dann keinen raumen Wind mehr, sondern einen 60° Amwindkurs. Der Wind wurde stärker und auch die Wellen höher. Ich wollte eigentlich nicht mit mehr als 20° Lage segeln. Aber das war nach kurzer Zeit schon nicht mehr möglich. Darum habe ich 1/3 der Genua eingerollt, doch auch das hat nicht so viel geholfen. Denn die Wellen hatten mittlerweile 1,5 Meter Höhe erreicht und warfen Charisma immer wieder auf die Seite, so dass wir teilweise 35° Lage hatten. Ich war noch nie so angespannt und verkrampft unterwegs, wie an diesem Tag. Wenn uns hier der Kiel abgefallen wäre, wäre es definitiv das Ende von Charisma, Birte und mir gewesen. Denn es war weit und breit niemand in der Gegend, der uns hätte retten können. Da ich ganz alleine für Leib und Leben an Bord verantwortlich bin, war der Druck immens. Immer wieder bin ich runter und habe die Risse kontrolliert. Aber es hatte sich nichts verändert. Charisma ist anscheinend noch wesentlicher stabiler, als ich zu hoffen gewagt hatte. Der Wind ging dann bis auf 25 kn hoch – was natürlich nicht angesagt war – die Wellen wurden noch höher, aber Charisma hat das nicht im geringsten beeindruckt.

So langsam wurden wir beide ruhiger. Denn auch Birte hatte Angst, obwohl sie mich das nicht hat spüren lassen. Als wir in die Abdeckung der Insel Falster kamen, wurden die Wellen weniger und auch der Wind nahm etwas ab. So sind wir dann heil und unbeschollten in Rödvig eingelaufen. Nach dem Anlegebier habe ich ein letztes Mal die Risse kontrolliert, aber immer noch keine Verschlimmerung festgestellt. Wir waren beide sehr froh!

Da für den nächsten Tag heftiger Wind und Regen angesagt war, hatten wir beschlossen, einen Hafentag in Rödvig einzulegen. Gute Entscheidung…

03. September 2019

Geweckt wurden wir von prasselndem Regen, heulendem Wind in den Masten und heftigem Rucken von Charisma in den Leinen. Rödvig ist bei starkem SW-Wind sehr unruhig. Aber es war total gemütlich in der Koje und so haben wir lange geschlafen. Endlich mal wieder. Nach einem ausgiebigen Frühstück unter der Kuchenbude, hörte es sogar auf, zu regnen. Aber der Wind blieb unverändert stark. Da er aber genau von vorne kam, haben wir die Kuchenbude irgendwann weggenommen und hinter der Sprayhood im Windschatten gelesen. Wir sind Einkaufen gegangen, haben einen Spaziergang durch den Ort gemacht und so plätscherte der Tag dahin. Abends sind wir, um Charisma’s Stabilität zu feiern, Essen gegangen und haben danach bei diversen Rotwein noch Kniffel gespielt. Allerdings hatten wir uns den Wecker für den nächsten Tag auf 0700 gestellt, weil es morgens noch relativ schwachwindig sein sollte.

04. September 2019

Als um 0700 der Wecker klingelte, wollte keiner von uns beiden wirklich aufstehen. Der Rotwein lag noch schwer im Kopf, aber es nützt ja nichts. Der Wind war wirklich mit 8-10 kn recht moderat. Allerdings – wie schon seit vier Wochen – genau von vorne. Denn heute wollten wir in das Smaland-Fahrwasser nach Vordingborg. Wir haben uns diesen Weg überlegt, weil es bei starkem SW-Wind deutlich geschützter ist, als auf der freien Ostsee. Eigentlich hatten wir gedacht, die 8 sm bis zum Fahrwasser aufzukreuzen. Beim Blick auf die Windvorhersage hatte ich aber entschieden, doch zu motoren. Denn nun sollte der Wind deutlich früher auffrischen, als noch gestern vorhergesagt. Das tat er dann auch. Als wir das Fahrwasser erreicht hatten, waren es schon wieder 20 kn. Und immer gegenan.

Ich bin dieses Fahrwasser schon zweimal gefahren, ohne mir jemals Gedanken darüber gemacht zu haben, dass es eigentlich ganz schön flach ist. Hat auch immer gepasst. Aber jetzt, wenn ich auf dem Lot nur noch 2,0 Meter sehe, merke ich, wie angespannt ich bin. Ich muss mir dann immer wieder sagen: „Werde nicht hysterisch. Zwei Meter ist tief genug!“ Hat natürlich auch alles gepasst. Die letzten 5 von 30 sm konnten wir dann sogar noch segeln und sind schon um 1230 in Vordingbord eingelaufen. Ein netter, süßer Hafen in einer recht hübschen Stadt. Wir lagen ganz unten drin, längsseits direkt vor dem Hafenmeisterbüro und den Toiletten und Duschen. Hatte ich schon mal erwähnt, dass wir kurze Wege mögen?

Am Nachmittag war ich so müde, dass ich auf der Salonbank eingeschlafen bin. Als ich wieder aufgewacht bin und nach oben kam, lag die Taucherbrille auf der Cockpitbank und Birte‘s Bikini hing über der Reling. Da ist sie doch glatt tauchen gegangen und wollte sich das Unterwasserschiff und den Kiel anschauen. Warm war es allerdings nicht wirklich. Respekt! Aber es war zu trüb und sie konnte nichts erkennen. Wir sind gespannt, wie es aussieht, wenn Charisma aus dem Wasser kommt.

Abends gab es dann noch ein kleines Festessen. Gegrilltes Rinderfilet mit grünem Salat und Brot mit Aioli. Wat legger!

Für den nächsten Tag haben wir uns den Wecker schon auf 0500 gestellt. Denn wir wollten auch am nächsten Tag den morgendlichen moderaten Wind nutzen, um die 20 sm nach Dybvig auf der kleinen Insel Fejö zu segeln.

05. September 2019

Als wir um kurz nach 0500 aufgestanden sind, war der Wind tatsächlich eher schwach bis mäßig. Und der Himmel war klar. Wir sind noch vor Sonnenaufgang ausgelaufen und konnten, nachdem wir das Fahrwasser unter Motor verlassen hatten, tatsächlich segeln. Allerdings kamen wir nur mit Genua zu langsam voran. Laut Vorhersage sollte der Wind schon um 1000 wieder deutlich zunehmen und im weiteren Verlauf auf W drehen. Nicht gut für uns. Also haben wir nach mittlerweile drei Wochen noch das Groß zu Hilfe genommen und waren damit auch schnell genug unterwegs. Aber lange ging das nicht. Denn der Wind nahm langsam aber sicher weiter zu und begann auch schon, zu drehen. Somit haben wir nach zwei Stunden die Segel geborgen und den Jockel wieder angeschmissen. So viel, wie in diesem Urlaub, musste der kleine Motor noch nie leisten. Aber läuft brav die ganze Zeit, wie ein Uhrwerk. Ein Motorausfall wäre im Moment das Schlimmste, was uns passieren könnte.

Der Wind nahm immer weiter zu und irgendwann sind wir gegen Böen bis zu 30 kn anmotort. Die Wellen wurden auch immer größer, so dass wir durch das Stampfen teilweise bis auf 4 kn über Grund abgebremst wurden. Und wenn Charisma mit lautem Krachen nach einer großen Welle wieder auf dem Wasser aufschlug, ging das schon wieder durch Mark und Bein. Wir wollten nur noch ankommen. Sind wir dann auch. Um 0945 waren wir in dem kleinen süßen Hafen fest. Geschafft! Wieder ein Stück näher an der Heimat.

Schön hier war auch der Hafenmeister. Als wir bei 25 kn Wind in das kleine Hafenbecken eingefahren sind, kam er aus seiner Bude gesprintet und hat uns die Leinen angenommen. Danach hat er uns erklärt, wo alles ist: Toiletten, Duschen, Café, Restaurants, Einkaufsladen,… Wir fühlten uns an die Zeit in Estland erinnert. Dort war das normal. In so einem riesigen Hafen, wie z.B. Helsingör gibt es sowas nicht.

Es ist ja gute Tradition – und bringt ja auch Unglück, wenn man es nicht macht – ein Anlegebier zu trinken. Allerdings kostet es morgens um 1000 schon Überwindung. Aber auch das haben wir geschafft. Danach gab es dann Frühstück  mit – zu dieser Zeit angemessenem – Kaffee. Der Wind wurde stärker und stärker. Für nachmittags waren Böen bis 40 kn angesagt. Und die kamen auch. Und Regen noch dazu. Wir waren also eingeweht. Allerdings muss ich mal erwähnen, dass es seit Mitte Juni erst das 5. Mal war. Und da kann man – bei dem eigentlichen Kacksommer dieses Jahr – nicht wirklich meckern. Auf der anderen Seite fühlte sich das Wetter mehr nach Mitte Oktober, als nach Anfang September an. Aber gut, Kuchenbude aufgebaut, Heizung an und dann geht es auch.

Spät nachmittags ist Birte dann zum Hafenmeister gegangen, um für zwei Tage zu bezahlen. Denn es war klar, dass wir auch am nächsten Tag hier noch eingeweht liegen werden. Der Hafenmeister hat Birte – und zwar auf deutsch – erzählt, dass Fejö eines der größten Obstanbaugebiete Dänemarks sei und, dass er auf seinem Grundstück sehr viele Pflaumenbäume hätte und so viel gar nicht verarbeiten könne. Dann hat er Birte eine Skizze gezeichnet, wo wir sein Haus finden und gesagt, dass wir dort gerne so viele Pflaumen pflücken dürfen, wie wir wollen. Hammer!

Den Rest des Tages haben wir wetterbedingt auf Charisma verbracht und abends gekocht. Wir hatten uns vor der Reise für Notfälle einige Konserven gekauft, die wir ja vielleicht auch mal verarbeiten sollten. Ich habe dann eine Dose „Gemüse-Curry“ aus unserem „Keller“ (Achterkammer) geholt und da mal drauf geguckt. Ach Du Scheiße, vegan! Das können wir ändern. Wir hatten noch Putenbrust an Bord. Also habe ich die Konserve als Grundlage genommen und mit Putenbrust, Zwiebeln, Knoblauch und Currypulver tatsächlich in etwas Essbares verwandelt. War gar nicht schlecht.

Danach wollten wir noch ein paar Partien Backgammon spielen und noch einen Film gucken. Für Backgammon hat es auch noch gereicht. Birte hat natürlich wieder gewonnen. (Es macht wirklich keinen Spaß, mit ihr Backgammon zu spielen. Sie würfelt ständig genau die Augen, die sie braucht) Aber für einen Film hat es nicht mehr gereicht. Müde, Bett!

06. September 2019

Heute wieder ohne Wecker. Herrlich! Der Regen prasselte auf das Deck und der Wind heulte in den Wanten, als wir heute wach wurden. Also noch ganz gemütlich wieder in die warme Decke gekuschelt und weitergedöst. Um 1000 (nach 12 Stunden) haben wir uns dann mal aus der Koje geschält, die Heizung angemacht und Kaffee getrunken. Nach einem Blick auf die Wettervorhersage war klar, wenn wir Pflaumen pflücken wollen, dann vor 1200. Denn dann sollte der Regen wieder einsetzten. Momentan war es noch trocken. Aber das hätte für uns Stress bedeutet. Denn wir brauchen morgens wirklich lange, bevor wir in Gang kommen. Also, kein Stress!

Entgegen der Vorhersage fing es aber gar nicht an, zu regnen. Den ganzen Nachmittag nicht. Wenn der Wetterbericht sich in diese Richtung irrt, ist nicht schlimm. Um 1330 sind wir mit dem Fahrrad, die hier übrigens kostenlos zur Verfügung stehen – sowas kannte ich bisher nur von Omö und Lohals – losgefahren. Übrigens, Schlösser gibt es hier nicht. Alles auf Vertrauensbasis. (Meine Vorstellung von einer guten Welt ist ja eine Welt, in der man keine Schlösser braucht. Aber das wird wohl immer eine Wunschvorstellung bleiben.) Auch gibt es hier, wie auf vielen anderen dänischen Inseln auch, diese Obst- und Gemüsestände am Strassenrand. Unbemannt allerdings. Es stehen die Preise dran und wenn man etwas kaufen möchte, legt man das Geld dafür in die Kasse. Auch alles auf Vertrauensbasis. Wir lieben diese dänischen Südseeperlen viel mehr und fühlen uns hier viel wohler, als in Großstädten.

Nach fünf Kilometern hatten wir das Haus des Hafenmeisters erreicht und haben uns tatsächlich mit Pflaumen eingedeckt. Auf der ganzen Fahrt dorthin sind wir an Obstplantagen vorbeigefahren. Äpfel, Birnen und Pflaumen in Massen. Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt. Ich bin ja die ersten 14 Jahre meines Lebens im Alten Land aufgewachsen. Und unser Haus stand dort auch mitten in den Obstplantagen.

Auf dem Rückweg haben wir einen kurzen Boxenstopp beim Kaufmann gemacht und sind noch kurz bei der restaurierten Mühle vorbeigefahren. Die Fahrräder sind zwar kostenlos, aber dort hängt ein Briefkasten, in den man freiwillig etwas spenden kann. Und dieses Geld wird für den Erhalt der Mühle eingesetzt. Da haben wir dann auch gleich mal 100,- kr eingeworfen.

Außer uns lag nur noch ein einziges anderes Gastboot im Hafen. Auch ein Deutscher mit Frau und Tochter. Die lagen hier schon seit vier Tagen eingeweht. Der Hafen ist wirklich süß, aber um diese Zeit war hier der Hund begraben. Aber wir wollen hier auf jeden Fall noch mal im „Sommer“ hin, wenn der Hafen belebt und das Wetter schön ist. Wir haben unsere Nachbarn gefragt, ob sie hier schon mal Essen waren, denn wir hatten keine Lust, zu kochen. Ja, direkt am Hafen ist eine kleine Pizzeria und die sollen wohl ganz gut sein. Da sind wir dann abends auch hingegangen und die Pizza, als auch der Hauswein waren wirklich gut.

07 September 2019

Heute sollte der Wind nun endlich weniger werden und wir wollten nach Spodsbjerg auf Langeland segeln. Das Wetter war gut und der Wind tatsächlich moderat. Also sind wir gegen Mittag ausgelaufen und haben nach kurzer Fahrt unter Motor gegen den Wind die Segel gesetzt. Wir konnten auch wieder das Groß setzen. Aber es war immer noch, seit der Überquerung des Vättern Sees, im 2. Reff.

Das Reff haben wir einfach drin gelassen, was auch gut war, denn der Wind war später doch stärker, als erwartet. Und viel Lage schieben wollten wir immer noch nicht. Wir konnten sogar einen Anlieger nach Spodsbjerg segeln und sind dort gegen 1630 eingelaufen.

Spodsbjerg ist so ganz nett, aber auch nichts Besonderes. Was aber besonders war, war das Anlegemanöver einer Charteryacht, die drei Minuten nach uns in Spodsbjerg eingelaufen war. Es wurden wirklich alle Klischees erfüllt, die über Chartercrews grassieren. Uns wurden am Steg von einem anderen Segler die Leinen angenommen und das wollte er auch bei der Charteryacht machen, stand am Steg und hat gewartet. Nach 10 Minuten war ihm das dann zu blöd und er ist wieder auf sein Boot gegangen. Denn bis dahin war die Charteryacht noch nicht einmal in der Box, sondern lag quer vor den Dalben. Der Skipper wollte nun unbedingt rückwärts in die Box und hat so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Ich könnte über dieses Anlegemanöver noch zwei Seiten schreiben, aber das wäre zu viel des Guten. Aber eine Sache muss ich erzählen. Vaddi war am Steuer, Muddi stand auf dem Vorschiff und Omi saß völlig unbeteiligt im Cockpit. Nun sollte Muddi eine Leine über einen Dalben schmeißen. Sie hat sich ungefähr genauso schnell bewegt, wie damals Klapper-Klaus. Und anstatt mal weiter nach hinten zu gehen, wo das Boot breiter ist und sie dem Dalben viel näher, hat sie es aus zwei Metern Entfernung versucht. Hat natürlich nicht geklappt. Drei Mal nicht. Nun kam Vaddi aus der Höhle, geht nach vorne und meinte wohl:“Pass mal auf Schätzchen, ich zeige Dir jetzt mal, wie das geht!“ Er nimmt also die Leine und wirft. Hat natürlich auch nicht den Dalben getroffen und Muddi meinte nur ganz trocken:“Jetzt hast Du das lose auch mit weggeschmissen!“ Da konnten wir nicht mehr. Wir mussten so lachen und auch unsere Nachbarin guckte zu uns rüber, grinste und vergrub dann ihr Gesicht in den Händen.

Wir haben uns dieses Hafenkino bei unserem Anlegebier angeschaut, hatten aber dummerweise kein Popcorn. 1,5 Bierlängen hat es gedauert, bis das Manöver abgeschlossen war. Und es war noch nicht mal mehr Wind. Wir haben uns gefragt, was die wohl machen, wenn sie mal bei 20 kn Seitenwind einparken müssen. Das wollten wir uns dann aber lieber nicht vorstellen.

Es war nun unser letzter Abend der Reise, denn am nächsten Tag stand die Rückfahrt nach Kiel auf dem Programm. Es war auch ein wirklich schöner Abend mit ein wenig Sonne und Windstille.

08. September 2019

Unser letzter Tag. Aber Odin hat nicht mal am letzten Tag ein Einsehen mit uns gehabt. Denn, anstatt uns noch mal mit einem schönen Wind zu beglücken, um die letzten 40 sm dieser Reise zu segeln, hat er ihn komplett abgestellt. Toll, wieder mal mit Motor. In Spodsbjerg war es morgens schon bedeckt und es war aufkommender Regen aus Osten angesagt. Aber im Süden, da wo wir hinmussten, war blauer Himmel zu sehen. Also haben wir zeitig um 0900 abgelegt und sind der Sonne hinterhergefahren. An der Südspitze Langelands war es dann auch soweit. Blauer Himmel und Sonnenschein. Aber immer noch kaum Wind. 2-3 kn von achtern. Was sollten wir damit anfangen? Nichts! Aber immerhin war es warm, Frau Hansen ist gefahren, Birte hat sich in die Hängematte gefläzt und ich habe gelesen. Seit langer Zeit konnte ich mal wieder entspannt lesen, ohne alle paar Minuten auf den Plotter und den Tiefenmesser zu schauen. Denn zwischen Langeland und Kiel gibt es definitiv keine Untiefen. Als wir in die Kieler Förde kamen, hat Odin dann doch noch ein wenig Wind angeknipst. Toll, viel zu spät. Odin hat so eine schlechte Leistung abgegeben, dass ich ihm „6, setzen“ ins Klassenbuch geschrieben habe und versetzt wird er auch nicht. Vielleicht überlegt er es sich nächstes Jahr besser.

Um 1500 haben wir im Heimathafen Stickenhörn festgemacht. Zapp zarapp, aus die Maus. Das war es nun. Aus geplanten 94 Tagen sind „nur“ 89 geworden. Unser Stegnachbar hat uns die Leinen angenommen und wir haben mit ihm und seiner Frau bei uns an Bord gesessen, das Anlegebier getrunken und noch eine ganze Weile geschnackt. Als wir später alleine waren, fühlte es sich schon sehr merkwürdig an, wieder zu Hause zu sein. So, als wären wir gar nicht weg gewesen…

Fazit

Ich muss die Reise in zwei Teile unterteilen. Die Zeit vor der Kollision mit dem Felsen und die Zeit danach. Bis zu 21. August war es einfach nur traumhaft schön. Wir hatten meistens super Wetter und schönen Wind (wenn auch oft von vorne), haben traumhafte Orte gesehen, wunderbare und nette Bekanntschaften gemacht und das Gefühl, unheimlich viel Zeit zu haben, sehr genossen. Obwohl wir auch festgestellt haben, dass es für diese Strecke noch zu wenig Zeit war. Man könnte sich auch drei Monate alleine in den Alands und dem Stockholmer Schärengarten rumtreiben. So haben wir zwar viel gesehen, aber letztendlich doch alles nur angekratzt.

Zu den Schären bleibt noch zu sagen, dass es zwar unheimlich schön dort ist, aber seglerisch teilweise eher unbefriedigend. Wenn es enge Gebiete sind und der Wind nicht passt, ist man doch ganz schön viel mit dem Motor unterwegs. Da gefällt uns die dänische Südsee aus seglerischer Sicht doch besser.

Nach der Kollision war natürlich alles anders. Wir konnten nichts mehr wirklich genießen. Als wir noch im Konvoi im Götakanal unterwegs waren, ging es ja noch. Aber, als wir wieder alleine waren, zu Anfang ja nur motort sind und die Angst, dass Charisma nicht durchhält, unser ständiger Begleiter war, war es eigentlich nur noch deprimierend. Es wurde etwas besser, als wir so langsam wieder Vertrauen in die Reststabilität von Charisma gewonnen hatten. Allerdings waren dann Wind und Wetter eher bescheiden.

Zum Götakanal: Wir waren letztendlich froh darüber, dass wir in der Bestellsaison gebucht hatten. Zum einen, weil wir durch die Konvoifahrt viele wunderbare Menschen kennenlernen durften und zum anderen hätten wir uns dort sowieso nicht viel länger aufhalten wollen. Es ist nett, man muss es mal gemacht haben, aber einmal reicht dann auch.

Alles in allem war es aber eine Erfahrung, die wir nie wieder vergessen werden und wir können wirklich nur jedem, der von so einer etwas längeren Reise träumt, raten: Nicht träumen, machen! Man weiß nie, wie viel Zeit einem auf dieser Welt noch bleibt.

Die für uns schönsten Orte dieser Reise nach Ländern:

Dänemark:

  1. Christiansö (Erbsebinseln)
  2. Allinge (Bornholm)
  3. Dybvig (Insel Fejö)

Schweden:

  1. Visby (Gotland)
  2. Utklippan
  3. Gesamter Stockholmer Schärengarten

Estland:

  1. Koiguste
  2. Lohusalu
  3. Haapsalu

Finnland:

  1. Dragesviken
  2. Vänö
  3. Karlby (Alands)

Und hier noch ein paar Statistiken:

Anzahl an Reisetagen:           89

Gesamtstrecke:                     1820 sm

Eingewehte Tage:                  5

Verluste:                                 1 Henkeleimer und 1 Genackerschot

Verletzungen:                         Etliche Schürfwunden und blaue Flecke

Schäden:                                1 gebrochener Bootshaken und eine beschädigte Kielsektion

So, das war es dann erst mal von uns. Vielen Dank für Euer Interesse und die zahlreichen Kommentare.

Viele Grüße

Andi und Birte