Haapsalu – Dragesviken

Juli 27, 2019 0 Von andi

16. Juli 2019

Heute war, wie auch angesagt, kein schönes Wetter. Es hat quasi den ganzen Tag geregnet, mit kurzen Unterbrechungen. Eine dieser Unterbrechungen haben wir genutzt, um den längst überfälligen Großeinkauf zu tätigen. Da der Supermarkt ca. 1,5 km vom Hafen entfernt liegt und wir auf unseren Rollern eher beschränkte Staumöglichkeiten haben, hatten wir uns überlegt, zu Fuß in den Ort zu gehen und dann mit dem Taxi und unseren Einkäufen zurück zu fahren. Unser „Spaziergang“ war dann allerdings etwas zu lang für die Regenpause, so dass wir 500 Meter vor dem Supermarkt noch einmal richtig nass geworden sind. Grrr…

Der Plan, mit dem Taxi zum Hafen zurück zu fahren, gestaltete sich doch schwieriger, als erwartet. Ich wollte die Kassiererin bitten, uns ein Taxi zu rufen. Doch die verstand leider kein Wort Englisch. Also musste Tante Google ran. Ich suchte also die Nummer der Taxizentrale raus und rief dort an. Aber auch am anderen Ende der Leitung war man der englischen Sprache nicht wirklich mächtig. Nach fünf Minuten vergeblicher Erklärungsversuche, wo das Taxi denn nun hinkommen soll, habe ich entnervt aufgelegt. Dann entdeckte ich im Laden eine junge Verkäuferin und hoffte, dass wenigstens sie Englisch versteht. Das tat sie Gott sei Dank auch und ich drückte ihr mein Telefon in die Hand und bat sie, ein Taxi zu ordern. Nach einem etwas ungläubigen Blick tat sie das dann auch. Wir schleppten nun unsere Einkäufe – glücklicherweise war wieder eine kurze Regenpause – auf den Bürgersteig und warteten dort auf das Taxi. Es war der mürrischste Taxifahrer, den ich je getroffen hatte. Völlig genervt davon, dass wir unsere Einkäufe in seinen Kofferraum laden mussten, murmelte er irgendwas vor sich hin. Und als wir ihm sagten, dass wir nur zum Hafen wollen, war bei Ihm ganz vorbei. Ich glaube, er hätte uns am liebsten wieder rausgeschmissen. Hat er aber nicht.

Nachdem wir unseren Einkauf an Bord geschleppt und verstaut hatten, fing es mal wieder an, zu regnen. Da kannste machen nix. Also an Bord beschäftigen. Aufräumen, lesen oder Nickerchen. Nach dem Abendessen sind wir dann – diesmal pünktlich – in die Sauna gegangen und haben danach noch einige Runden Kniffel gespielt. Ausgeglichenes Verhältnis kann man das nennen. Dann ab in die Koje.

17. Juli 2019

Ursprünglich wollten wir heute weiter nach Dirhami segeln. Allerdings hatte die Wettervorhersage gestern schon kein Wind und gegen Nachmittag aufkommende Gewitter angesagt. Darum haben wir uns für noch einen Hafentag entschieden. Und da wir gestern wegen des schlechten Wetters nicht die Möglichkeit hatten, uns den Ort mal genauer anzusehen, wollten wir das heute nachholen. Zunächst strahlte die Sonne auch noch von einem wolkenlosen Himmel. Aber schon gegen Mittag kamen die ersten Quellwolken auf, die dann auch recht schnell in die Höhe schossen. Alex und Harti waren schon mit Ihren Fahrrädern in den Ort gefahren und schickten ein Bild von Ihrem Mittagessen in einem Restaurant. Und meinten, da wäre noch Platz für uns. Also wir rauf auf die Scooter und in den Ort gerollert. Da war es schon sehr drückend und schwül. Wir haben die beiden dann auch gefunden und uns zu ihnen gesellt. Keine halbe Stunde später kam schon der erste Regenschauer. Allerdings ein leichter und, da wir unter großen Schirmen saßen, kein Problem. Nach dem Schauer ist Alex zum Hafen zurückgeradelt, weil seine Wäsche fertig war und er sie aus der Maschine nehmen musste. Birte, Harti und ich saßen dann noch gut 20 Minuten dort, als wir das erste Grummeln hörten und ein Blick zum Himmel verhieß nichts Gutes. Schwarz. Und dann ging es auch schon los. Das erste Gewitter mit Sturm und Hagel. Da wurde es uns dann doch zu ungemütlich draußen und wir zogen in das Restaurant um. Sehr urig und gemütlich dort. Wir mussten noch eine Stunde verharren, bevor es endlich aufhörte, zu regnen. Harti ist zum Hafen zurückgefahren und wir haben mit unseren Scootern noch die Stadt erkundet. Auch in Haapsalu gibt es eine alte Burg. Die ist allerdings nur noch eine Ruine. Wird aber auch für Open Air Konzerte genutzt. Zurück zum Hafen sind wir an der Promenade gefahren. Sehr schick mit vielen hübschen Häuschen. Birte hat dann noch einen Stop an einem Trimm-Dich-Gelände gemacht und hat ein paar Geräte ausprobiert. Der Himmel war wieder klar, doch es war immer noch schwül und drückend. Und am Horizont sahen wir schon wieder sich auftürmende Wolken. Also schnell zum Boot. Dort wartete dann eine unangenehme Überraschung auf uns. Denn ich hatte zwar das Schiebeluk zugezogen, bevor wir in den Ort gefahren waren, aber nicht den Niedergang mit den Steckschotten verschlossen. Wir hatten eigentlich erst viel später mit Gewitter gerechnet. Tja, verrechnet! Die Böenwalze des Gewitters kam dummerweise genau von hinten. Und als wir runter in den Salon kamen, stand dort eine Menge Wasser. Selbst der Navi-Tisch war nass. Glücklicherweise hat es kein elektronisches Gerät zerstört.

Als wir gerade dabei waren, das Abendessen zuzubereiten, kam von Osten das nächste Gewitter auf uns zu. Zunächst hatte ich noch Hoffnung, es würde an uns vorbeiziehen. Allerdings wurde diese Hoffnung sehr schnell zerstört. Als klar war, dass wir nicht verschont bleiben werden, haben wir in windeseile die Kuchenbude aufgebaut und keine zwei Minuten ging es auch schon los. Aber seht selbst…

Danach war dann aber wirklich Schluss mit Gewittern, es klarte auf und war noch ein wunderschöner, lauschiger Abend.

18.Juli 2019

Heute nun ging es endlich weiter Richtung Dirhami. Richtung Norden. Und wo kam der Wind her? Ihr ahnt es schon, oder? Richtig, aus Norden. Aber es war warm, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel herab und der Wind war von der Stärke her perfekt. Also sind wir an die Kreuz gegangen, bis wir ein enges Fahrwasser durchfahren mussten. Kurz die Segel runter, Motor an und eine halbe Meile durch das Fahrwasser. Danach wieder die Segel hoch und weiter ran an die Kreuz. Allerdings war uns Odin an diesem Tag wohl gesonnen. Denn der Wind drehte etwas rück, so dass wir schon bald einen Anlieger fahren konnten.

Alex und Harti, die eine halbe Stunde vor uns ausgelaufen waren, waren vor uns deutlich in Sichtweite, haben aber nicht von dem Winddreher profitieren können. Sie mussten noch einen  Kreuzschlag machen. Allerdings sind sie dann soweit rausgefahren, dass wir schon dachten, sie haben das Tagesziel geändert. Nur wäre das nächste Ziel bei dem Kurs Finnland gewesen. Doch irgendwann sind sie dann doch wieder über Stag gegangen und legten Kurs Dirhami an. Sie kamen eine gute halbe Stunde nach uns dort an und erklärten uns ihre „komische Taktik“. Da sich bei ihrem Großfall die Ummantelung verabschiedet hatte und sich an einem Block zusammen schob, haben sie kurzerhand ein neues Fall eingezogen. Und das hat halt ein bisschen gedauert. Wir haben keine Ersatzfallen an Bord. Sowas darf uns also nicht passieren.

In Dirhami ist mal so gar nichts los. Ist aber ein schönes Fleckchen Erde mit Wald und schönem Strand. Und einer Strandbar. Die haben wir für gut befunden und auch gleich mal getestet. Der NNW-Wind nahm jedoch weiter zu am Abend, so dass es dort irgendwann zu ungemütlich wurde. Also Rückzug auf’s Boot. Im Windschutz der Sprayhood ließ es sich dort noch gut aushalten. Der Rest des Abends war eher unspektakulär mit Essen, Schnacken, Spielen und ab in die Koje.

19. Juli 2019

Als ich um 0900 aufgestanden bin, legten Alex und Harti gerade ab. Die haben anscheinend Hummeln im Arsch! Birte, die schon hoch war, schmiss sie los und ich konnte gerade noch einen schönen Törn wünschen, da waren sie auch schon weg. Unser heutiges Etappenziel hieß Lohusalu. Kurs ENE. Bei immer noch wehendem NNW-Wind perfekt. Wir haben uns allerdings keinen Stress gemacht – der Wind sollte den ganzen Tag so bleiben – und haben erst mal in Ruhe gefrühstückt und sind 1,5 Stunden nach den beiden ausgelaufen. Bei schönstem Wetter und allerbestem Halbwind sind wir Richtung Lohusalu gerauscht. Charisma ist endlich mal wieder mit Rumpfgeschwindigkeit durch die Ostsee gepflügt und Frau Hansen hatte Pause. Denn Birte hat die gesamte Strecke gesteuert. Hatte sie halt Bock drauf. Ich saß die meiste Zeit auf der Salonbank und habe das Buch „Raus in’s Blaue“ von Bastian Hauck gelesen. Sehr lesenswert übrigens. Das Buch hatte uns Michael Naujoks noch zu unserer Abreise geliehen. Zwei Meilen vor Lohusalu erreichte uns ein Funkspruch der Nutmeg. Alex und Harti waren gerade eingelaufen und hatten den letzten Platz im Hafen bekommen. Alex hat den Hafenmeister angesprochen und gefragt, ob er auch noch einen Platz für uns hätte? Und wann wir denn ankommen würden? In 30 Minuten! Zwei Minuten später kam die Bestätigung, dass wir auch noch einen Platz bekommen würden. Falls nicht, hatte ich mir überlegt, ankern wir halt einfach in der Bucht.

Der überwiegend zahnlose Hafenmeister stand dann auch schon auf der Mole und rief uns irgendwas zu. Was, weiß nur der Herrgott alleine. Dann zeigte er uns fünf Finger. Ah, wir sollen an Heckboje fünf. Alles klar. Da haben wir dann auch neben einem großen Motorsegler angelegt. Der Hafenmeister hier war allerdings nicht so nett, wie alle anderen vor ihm. Er stand auf dem Steg und als Birte ihm die Leine rüber warf, tat er einfach mal gar nichts. Die Leine landete unbeachtet auf dem Steg und rutschte langsam in’s Wasser. Im letzten Moment stellte er dann doch noch einen Fuß drauf. Toll! Zum Glück war Harti auch gekommen und hat dann den Leinendienst übernommen. Der Zahnlose gab uns dann noch die Info, dass noch ein Boot neben uns liegen muss und wir uns ganz eng an den Motorsegler ziehen sollten. Na gut, dachte ich, groß  kann das Boot dann allerdings nicht sein, was da noch kommt. Wir haben dann erstmal eingecheckt und uns alles angeschaut. Lohusalu ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde. Schöne Kiefernwälder und ein toller Sandstrand. Ein nettes Restaurant neben dem Hafen und alles sehr liebevoll angelegt und gepflegt. Ich würde eine klare Empfehlung aussprechen. Und es gibt dort eine Waschmaschine, die man für 3,50 EUR benutzen kann. War bei uns auch mal wieder Zeit.

Für den Abend hatten wir uns überlegt, in dem netten Restaurant neben dem Hafen Essen zu gehen. Alex und Harti wollten auch mit. Aber zuerst mussten wir noch die Yacht in Empfang nehmen, die noch zwischen uns und den finnischen Nachbarn gequetscht werden sollte. Dann kam ein Boot in den Hafen und der Zahnlose stand wieder auf der Mole. Wir dachten nur, hoffentlich nicht der. Eine große Nauticat 42 mit einem deutschen Einhandsegler. Doch genau der sollte es sein. Ach Du scheiße, das wird aber eng! Bei uns und dem finnischen Nachbarn kam operative Hektik auf. Backskisten auf und Kugelfender rausholen. Birte an Land, um die Leinen anzunehmen – der Zahnlose macht sowas ja nicht -, Harti, der sich bei uns gerade ein Bierchen genehmigt hatte, bereit zum abhalten und ich stand mit dem Kugelfender auf der Badeplattform. Wo allerdings überhaupt keine operative Hektik zu erkennen war, war auf der Nauticat. Der dümpelte in dem kleinen Hafenbecken und fing so langsam mal an, Leinen und Fender klar zu machen. Immer wieder musste er in’s Cockpit und das Boot korrigieren, bevor es irgendwo drauf trieb. Ich verstehe sowas nicht, erlebe es aber immer wieder. Viele Skipper sind so schlecht – oder gar nicht – auf das Anlegen vorbereitet. Wir haben grundsätzlich alle Leinen und Fender klar, bevor wir in einen Hafen – besonders unbekannte – einfahren. Na ja, keine 10 – 15 Minuten später war es dann soweit. Der Skipper der Nauticat kam, ob der schmalen Lücke, in die er sollte, skeptisch blickend langsam auf uns zu. Nun wurde es spannend. Ich schützte Charismas Hinterteil mit dem Kugelfender vor Beschädigungen – der Finne auf der anderen Seite tat das Gleiche und Harti drückte den neuen Nachbarn mit aller Kraft Richtung finnisches Boot. Nur die da drüben taten das auch. Aber es ging alles gut. So macht man das da halt. Was nicht passt, wird passend gemacht. Es wurden einfach alle anderen Boote ca. einen Meter zur Seite gedrückt und schwupps, war die Nauticat fest. Und Charisma lag eingequetscht, wie eine Sardine zwischen zwei Walen. Sicht hatten wir nur noch nach vorne oder nach hinten. Zur Seite haben wir nur noch zwei Bordwände gesehen. Tja, ist halt so.

Abends, nachdem wir unsere Wäsche zum Trocknen über das ganze Boot verteilt hatten, sind wir dann zum Restaurant gegangen und haben doch recht lecker gegessen. Während wir aßen, baute eine Band ihr Equipment auf einer kleinen Bühne des Restaurants auf. Denn es war Freitag und am Wochenende gibt es dort immer Livemusik. Und als Gast des Hafens braucht man auch kein Eintritt zahlen. Wir haben uns trotzdem auf unsere Boote verzogen und die Musik von dort aus angehört. Konnte man hören, musste man aber auch nicht…

20. Juli 2019

Für heute und auch für morgen war totale Flaute angesagt. Alex und Harti wollten in Lohusalu einen Hafentag einlegen. Aber wir haben uns entschieden, die 22 sm bis Tallinn zu motoren. Harti hat uns die Leinen losgeschmissen und dann sind wir bei strahlend blauem Himmel gen Tallinn motort. 3,5 Stunden später waren wir dann auch da. Ursprünglich wollten wir in den Kalev Yachtclub, ca. 6 km außerhalb Tallinns festmachen. Ich hatte den Hafenmeister auch schon drei Tage vorher eine E-Mail geschrieben und gefragt, ob er für uns Platz hat. Denn im Hafenführer stand, dass der Hafen oft wegen irgendwelcher Regatten voll sei. Eine Antwort haben wir nie bekommen. Da wir uns vor unserem Sprung nach Finnland noch mit ausreichend Anlegebier und auch Wein eindecken wollten – in Finnland ist das extrem teuer – hatte ich uns die Old City Marina rausgesucht. Der Hafen liegt hinter den Fährterminals und quasi direkt an der Altstadt und der Supermarkt ist direkt an der Pier. Ich hatte mich dann noch über Funk bei Tallinn Radio 5 angemeldet – soll man so machen, interessiert aber auch nicht wirklich jemanden – und dann sind wir durch den riesigen Fährhafen in die Marina gefahren. Das erste, was wir gesehen haben, war ein schwarzes Monster. Eine ca. 40–50 Meter lange Segelyacht eines Superreichen. Komplett in schwarz. Was soll man bloß mit so einem riesigen Teil? Na ja, wir haben dann an der Pier festgemacht und als ich einchecken wollte, verlangte die Dame im Hafenbüro meine Bootspapiere. Was??? So etwas hatte ich bis dato noch nie erlebt. Als ich ihr sagte, dass die an Bord seien und ich sie erst holen müsste, meinte sie nur, dass es nicht eilt. Ich könne auch später wieder kommen. Oder morgen. Ok, dann morgen. Das Hafenbüro ist im gleichen Gebäude, wie der Supermarkt. Und den habe ich mir dann erst mal angeguckt. Wahnsinn! Es gibt dort eine separate Alkoholabteilung. Und dort gibt es alles, was man sich vorstellen kann. Es ist dort nämlich genauso, wie bei uns in Kiel. In Kiel kommt morgens um 1000 die Color Line Fähre aus Oslo an und die Norweger werden mit Reisebussen in den Cittypark gekarrt, um sich dort mit vergleichsweise billigem Stoff einzudecken. Und hier machen es die Finnen. Sie kommen mit der Fähre aus Helsinki und decken sich hier mit Stoff ein. Denn in Finnland ist das alles vier Mal so teuer.

Viel gemacht haben wir dann aber nicht mehr. Noch lecker gekocht und ab in die Koje.

21. Juli 2019

Heute war Sightseeing in Tallinn angesagt. Der Sommer hatte ja mittlerweile wieder Einzug gehalten und wir sind schon recht früh Richtung Altstadt gelatscht. Ist nur 10 Gehminuten von der Marina entfernt. Und es war morgens schon sehr warm. Aber egal, nützt ja nix. Tallinn ist auch wirklich schön. Das blöde war nur, dass wir nicht die Einzigen waren. Denn es lagen vier große Kreuzfahrtschiffe in Tallin, die mal eben ca. 20.000 Leute an Land gespuckt hatten und die sich nun alle durch die Stadt schoben. Eine geführte Reisegruppe, nach der nächsten. Ich kann solche Menschenmassen nicht gut vertragen. Und Birte auch nicht. So waren wir schon nach relativ kurzer Zeit ein wenig genervt. Aber wir haben brav unser Programm durchgezogen und alles Sehenswerte in Augenschein genommen.

Irgendwann kam von Harti eine WhattsApp, dass sie nun auch in Tallinn angekommen wären – übrigens im Kalev Yachtclub, wo reichlich Platz ist – und nun in die Stadt radeln würden. Wir haben uns im Beer House verabredet, einem netten Restaurant nach Vorbild eines bayrischen Wirtshauses (die weiblichen Bedienungen laufen sogar im Dirndl rum) und waren ca. eine Stunde vor ihnen da. Machte aber nix, denn dort draußen zu sitzen, Bier zu trinken, und die sich vorbeischiebenden Menschenmassen zu beobachten, war auch nett. Alex und Harti kamen dann auch irgendwann und wir haben dort noch einige Zeit gesessen, Nürnberger Würstchen mit Sauerkraut gegessen – lecker – und so langsam ebbte der Strom der Massentouristen ab. Die müssen halt alle wieder zurück zu Ihren Schiffen und die Stadt beruhigt sich. Mein Tipp: Nach 1500 in die Stadt gehen und dann genießen.

Irgendwann sind wir dann auch aufgebrochen und Alex und Harti sind noch zu uns mit an Bord gekommen, haben ein Kaltgetränk zu sich genommen, das schwarze Monster begutachtet und dann von dannen gezogen. Danach bin ich wieder zum Hafenbüro gegangen, um endlich einzuchecken. Beim Preis bin ich dann fast hinten rüber gefallen. 45,- EUR pro Nacht! Bisher waren es immer 25,- EUR. Und das dafür, dass bei jeder ankommenden Fähre – und das sind viele – ordentlich Schwell in den Hafen drückt. W-Lan war auch noch grotte. Der Hafen ist sein Geld wirklich nicht wert. Dann lieber einen Hafen weiter weg und mit dem Bus in die Altstadt fahren. Zum Proviantieren kann man dort ja 30 Minuten anlegen und gleich wieder weg. Für den nächsten Tag war schönes Wetter und guter Ostwind angesagt, um nach Helsinki rüber zu kommen. Das war dann auch unser Plan. Natürlich kam es anders…

22. Juli 2019

Aufgewacht bin ich, weil Regen auf unser Dach prasselte und durch die offenen Luken tropfte. Waaaas??? Wieso Regen? Ich bin kurz hoch, habe alle Schotten dicht gemacht und beim Blick nach draußen festgestellt, dass überhaupt kein Wind war. Und zack, bumm, bonjour wieder ab in die kuschelige Koje. Das Thema Helsinki war für heute erledigt.

Als wir dann aufgestanden sind, war immer noch kein Wind, aber der Regen hatte aufgehört. Ein Blick auf das Wetterradar verhieß allerdings nichts Gutes. Es war nur eine kurze Regenpause, bevor der nächste kommen soll. Da wir aber in dieser völlig überteuerten Marina nicht noch einen Tag liegen wollten, haben wir uns kurzerhand entschieden, uns in den Kalev Yachtclub zu verholen. Abgelegt, Brötchen in den Ofen geschoben, 3 sm rübermotort, angelegt, Kuchenbude aufgebaut und erst mal gefrühstückt. Alex und Harti lagen am gleichen Steg schräg gegenüber. Tja, und dann hat es quasi den ganzen Tag geregnet. Und null Wind. Gegen 1700 hörte der Regen auf und, da ganz in der Nähe ein großer Supermarkt ist, sind wir dann nochmal losgestiefelt. Und nun kommt etwas, was wieder das Segeln an sich mit einem macht. Denn wir mussten ca. 10 Minuten an einer 2-spurigen Ausfallstrasse entlang gehen. Es hat keine zwei Minuten gedauert und ich konnte den Verkehrslärm schon nicht mehr ertragen. Auch das Menschengewusel in Tallinn war uns schon zuviel. Segeln ist halt Ruhe. Ist Abschalten. Ist Runterkommen. Oder, wie der Däne sagt: hyggelig!

Am Abend, nach dem Essen, gab es noch ein kleines Konzert bei uns am Steg. Gekocht hatte ich übrigens Paeilla. Der Gedanke kam mir im Supermarkt, als ich die ganzen Muscheln und Scampis gesehen hatte. Aber eine Paeilla ohne Safran geht natürlich nicht. Also brauchte ich noch Safran. Ich habe versucht, diverse Marktmitarbeiterinnen anzusprechen, wo ich wohl Safran finde. Vergebens. Nicht ein Wort Englisch. Also haben wir Google-Übersetzer gefragt, was wohl Safran auf Estnisch heißt? Na ja, heißt halt auch „Safran“. Toll! Ich also mit dem Handy in der Hand wieder zu einer Mitarbeiterin, ihr das Display vor die Nase gehalten und dann kam bei ihr das große Aha-Erlebnis. Sie hat uns dann vor das Gewürzregal geführt, vor dem wir schon 10 Minuten vergeblich versucht hatten, Safran zu finden. Und noch bevor die Mitarbeiterin es gefunden hatte, schrie Birte plötzlich:“Da!“ Und schon war auch Safran im Einkaufswagen. Wusstet Ihr eigentlich, dass Safran das teuerste Gewürz der Welt ist? 5,95 EUR für 0,5 Gramm. Und hier das Ergebnis. Sehr lecker…

Direkt gegenüber von uns lag ein finnisches Boot und dort wurde mit einer Gitarre und wirklich schöner Musik ein wenig gefeiert. Ich bin dann bei diesen Wohlklängen schnuckelig eingeschlafen. Birte hat es sich noch ein wenig länger angehört.

23. Juli 2019

Für heute war nur schwacher Nordwind angesagt. Keine guten Voraussetzungen, um 46 sm nach Helsinki im Norden zu segeln. Aber wir wollten unbedingt raus aus der Stadt. Also haben wir uns überlegt, nach Naisaare, einer Tallinn vorgelagerten Insel, aufzukreuzen. Das sind auch nur 10 sm. Und die Sonne strahlte wieder von einem wolkenlosen Himmel. Also haben wir uns nun endgültig von Alex und Harti, der abends wieder nach Berlin fliegen wollte, verabschiedet und sind ausgelaufen. @Alex und Harti: War ne schöne Zeit mit Euch! Es war sehr schönes Segeln. Zwar nicht schnell, aber schön. Keine Welle und doch ein wenig mehr Wind, als angesagt.

Ca. 10 Minuten nach uns ist noch ein Segler ausgelaufen und auch an die Kreuz gegangen. Sonst waren wir alleine. Birte hat gesteuert, ich habe gelesen und mich weiter um nichts gekümmert. Irgendwann gucke ich mal so über’s Wasser und was sehe ich? Der andere Segler geht mit seiner Finngulf 331 vor uns durch (schönes Boot übrigens). Er hat uns also überholt. Und das geht ja nun mal gar nicht. Also zack, Buch in die Ecke und ab in den Regattamodus. Ihr wisst ja: 2 Boote = 1 Regatta. Bisschen hier ziehen, bisschen da ziehen uns siehe da, wir sind 30 Sekunden vor ihm in den Hafen von Naisaare gefahren. Ätsch!

Naissare soll ein sehr kuscheliger Hafen auf einer sehr schönen Insel sein. Als wir allerdings näher kamen, haben wir schon Baumaschinen gesehen. Na, was das wohl wird? Wir sind dann dort eingelaufen und wurden gleich erst mal von einem Kamerateam beim Anlegen gefilmt. Was ist hier denn los? Als wir fest waren, wurden wir von dem Kamerateam angesprochen, dass wir ein sehr schönes Boot hätten. Wissen wir, danke! Das haben wir übrigens schon öfter erlebt, dass uns Menschen auf Charisma ansprechen und wie schön sie sei. Das geht runter, wie Öl! Ich liebe sie auch von Jahr zu Jahr mehr. Und jetzt in Ihrem neuen schicken blauen Gewand ganz besonders.

Na jedenfalls haben wir sie dann gefragt, was sie hier überhaupt filmen? Sie machen einen Werbefilm über die Erneuerung des Hafens. Toll, und wir mittendrin. Bagger wühlten sich durch den Dreck und 20 Meter neben uns begann eine Ramme, Spundwände in den Boden zu rammen. Hier ein kleiner Eindruck davon:

Plötzlich stand die Hafenmeisterin bei uns am Boot und meinte, wir sollen einchecken. Ok, ich also meine Kreditkarte geschnappt und ihr hinterher gedackelt. Ich musste wieder tausend Angaben machen und dann wollte sie von mir 20 EUR Liegegebühr haben. Als ich sie fragte, wo denn der Wasser- und Stromanschluss sei, der im Hafenführer angegeben ist, meinte sie nur: Haben wir gerade nicht! Ach so, aber trotzdem 20,-EUR? Jup! Als ich ihr sagte, dass ich für einen Hafen ohne Wasser, ohne Strom, dafür aber mit reichlich Baulärm und einem Weg an Land, auf dem man sich leicht die Hacksen brechen kann, maximal 10,- EUR zahlen würde, meinte sie nur lapidar: Pay or leave. Ok, we leave!

Ich bin zurück zum Boot, habe Birte gesagt, dass wir hier nicht bleiben, sondern heute Nacht vor Anker gehen und dann haben wir die Leinen wieder losgeworfen. Eine halbe Meile nördlich haben wir uns einen schönen Ankerplatz gesucht – ein paar hundert Meter daneben lag übrigens das Black Monster vor Anker – und der Anker fiel 50 Meter vom Ufer entfernt auf 3 Meter Wassertiefe. Und Ruhe! Es war so heiß, dass wir beide sofort in’s Wasser gesprungen sind. Herrlich! Birte ist dann auch noch an Land geschwommen und ich habe das Boot für das Abendessen vorbereitet.

Es war eine wunderschöne Nacht am Anker. Schade nur, dass wir die Insel nicht erkunden konnten. Denn die, wie auch Bastian Hauck in seinem Buch berichtet, ist wohl wirklich schön. Und geschichtsträchtig.

Ich muss noch kurz von meiner nahezu Selbsttverstümmelung berichten. Ich stehe da so im Cockpit und gucke nach vorne, als ich plötzlich einen Niessreiz bekomme. Niessen ist ja irgendwie befreient, aber – und ihr wisst das alle – man macht so einen plötzlichen Ruck mit dem Kopf nach vorne. Das war bei mir natürlich auch so. Blöderweise wurde dieser Ruck schlagartig von dem Edelstahlbügel der Sprayhood gebremst. Autsch! Gott sei Dank traf ich den Bügel zwischen Kinn und unteren Schneidezähnen. Einen Zentimeter höher und es hätte wohl mindestens einen Zahn gekostet. Wie blöd kann man sein???

24. Juli 2019

Die Sonne strahlte wieder von einem wolkenlosen Himmel herab, als wir morgens aufgewacht sind. Und warm war es auch schon. Noch vor dem ersten Kaffee sind wir in die Ostsee gesprungen. So fängt ein morgen schon mal gut an. Wir waren wieder beim Sommer-Segeln angekommen. Der Wind war zwar noch schwach, aber die Richtung stimmte schon mal. West. Perfekt, um die 42 sm über den finnischen Meerbusen nach Helsinki zu segeln. Endlich mal nicht von vorne. Gegen 1100 sind wir Anker auf gegangen und erst noch ein Stück motort. Wir hätten zwar auch schon segeln können, allerdings waren unsere Batterien ziemlich unten und konnten eine leichte Aufladung vertragen. Nicht, dass noch der Kühlschrank ausfällt und das Bier warm wird. Aber nach 15 Minuten hatten wir schon so perfekten Wind, dass uns das dann egal war. Motor und Kühlschrank aus und auf nach Helsinki. Knappe sieben Stunden später sind wir durch eine schmale Durchfahrt zwischen zwei Schären in die große Bucht von Helsinki eingelaufen. Wunderschön ist es dort. Und es wimmelt auf dem Wasser nur so von Booten. Ausflugsdampfer, Wassertaxis, Segelboote und leider auch diese scheiß Motorbratzen, die mit full speed übers Wasser brettern. Geschwindigkeitsbeschränkungen, wie bei uns auf der Kieler Förde, scheint es dort nicht zu geben.

Wir haben im stadtnahen Hafen des HMVK eingecheckt, sofort das Sonnensegel hochgezogen (es war so heiß und wir hatten bei der Überfahrt schon genug Sonne abbekommen), und unser – leider nicht mehr wirklich kaltes – Anlegebier getrunken.

Nach dem Abendessenn haben wir einen schönen Spaziergang auf die kleine Insel Tervasaari, die direkt neben dem Yachthafen liegt und nur durch einen schmalen Damm mit dem Festland verbunden ist, gemacht. Traumhaft schön! Dort gibt es ein kleines Freilichttheater und ein sehr uriges Restaurant. Bei unserem Inselrundgang konnten wir auf die finnische Eisbrecherflotte blicken, die gegenüber vertäut ist. Die haben ja zur Zeit nicht wirklich etwas zu tun und wir haben uns gefragt, was die Besatzungen wohl im Sommer so machen? Man weiß es nicht! Die Eisbrecher werden übrigens auch hier in Helsinki gebaut. Und nicht nur die, sondern 60% der Weltflotte.

25. Juli 2019

Ursprünglich hatten wir geplant, von Helsinki aus mit der Fähre nach St. Petersburg zu fahren, und uns auch diese Stadt anzusehen. Allerdings hatten wir uns aufgrund der hohen Kosten (300,- EUR pro Person) schon vorher dagegen entschieden. Also stand heute Stadtbesichtigung auf dem Programm. Als erstes haben wir eine der größten orthodoxen Kathedralen Westeuropas besucht. Schon als wir gestern eingelaufen waren, haben wir die mit 22 Karat Blattgold überzogenen Kuppeln gesehen. Einfach nur Prunk. Ich stehe mit der Kirche ja eh ein wenig auf Kriegsfuß. Besonders mit der katholischen, aber das möchte ich hier nicht weiter ausführen. Ich frage mich nur immer wieder, warum es so viel Prunk sein muss? Da werden einfach nur Unmengen an Geld verschwendet, die für karitative Zwecke sinnvoller angelegt wären. Na ja, ich kann es nicht ändern!

Dann ging es weiter zum Markt, der direkt am Wasser jeden Tag aufgebaut wird. Es bot sich allerdings auch hier – wie schon in Tallinn – das gleiche Bild. Massenhaft schoben sich die Touristen durch die Gegend. So langsam kann ich die immer weiter wachsende Fraktion der Kreuzfahrtgegner verstehen. Denn auch in Helsinki lagen die Kreuzfahrtschiffe.

Direkt neben dem Markt sind die Anleger der Sightseeing-Schiffe. Und da eins davon 10 Minuten später ablegen sollte und auch noch nicht überfüllt war, haben wir uns kurzerhand zwei Tickets gekauft und haben eine 1,5-stündige Rundfahrt durch Helsinki gemacht. Sehr eindrucksvoll und informativ. Und alles bei schönstem Sommerwetter. Danach sind wir noch zum Wahrzeichen Helsinkis marschiert. Der Helsinki Kathedrale. Die sieht man auch schon von weitem bei der Anfahrt, weil sie die Stadt überragt. Wieder so ein Prunkbau. Als wir auf dem Vorfeld die 10-12 Reisebusse gesehen haben, ist auch sofort die Entscheidung gefallen, da nicht rein zu gehen. Jetzt ist auch mal Schluss mit Kirchen.

Da wir noch einkaufen mussten, haben wir mal wieder Tante Google nach dem nächsten Supermarkt gefragt. Ah, in der Esplanade. Da wollten wir eh noch hin. Die Esplanade ist eine parkähnliche Strasse mit vielen Blumen, Brunnen, Monumenten und kleinen Cafés. Sehr stilvoll angelegt. Dem Supermarkt angeschlossen war auch ein Alko-Laden. In Finnland – wie in Schweden auch – bekommt man Alkohol mit mehr, als 2,5% Alkoholgehalt, nur in solchen speziellen Geschäften. Wir brauchten zwar nichts, weil wir ja schon in Tallinn gebunkert hatten, aber neugierig waren wir dann doch. Nur mal gucken, was es denn hier so kostet. Autsch, ich kann die Finnen verstehen, die nach Tallinn zum „Shoppen“ fahren. Eine Flasche Bier (0,5L) 3,80 EUR!!! Im Restaurant übrigens 8,- EUR.

Danach hatten wir auch schon wieder die Faxen dicke von den Menschenmassen und haben unseren Einkauf zum Boot gebracht. Da wir ja nun nicht nach St. Petersburg fahren, wollten wir uns von dem gesparten Geld etwas gönnen und in dem Restaurant auf der kleinen Insel Essen gehen. Denn auch das ist in Finnland nicht wirklich günstig. Für uns war es dann allerdings überraschenderweise kostenlos. Das Essen war wirklich vorzüglich. Wir saßen unter einem großen Pavillon, wo man allerdings nicht rauchen darf. Also sind wir nach dem Essen aus dem Pavillon raus und haben uns 10 Meter weiter in die Loungemöbel verzogen, wo Rauchen erlaubt ist. Wir hatten das auch der Kellnerin gesagt. Irgendwann habe ich dann die Rechnung bestellt. Die kam aber nicht. Also nochmal eine Erinnerung. Aber die Rechnung kam immer noch nicht. Wir wurden einfach überhaupt nicht mehr beachtet. Und irgendwann war uns das dann zu blöd und wir sind gegangen. Wir hatten sogar noch damit gerechnet, dass uns irgendjemand hinterher kommt. Aber nö, hat niemanden interessiert. Tja, wer nicht will, der hat schon!

An diesem Abend haben wir uns entschieden, Helsinki am nächsten Tag wieder zu verlassen. Erstens sollte uns Odin gnädig sein und uns Ostwind schicken und zweitens ist es einfach nicht so unser Ding mit den Städten. Ist zwar alles ganz nett, aber letztendlich sind es auch nur Häuser. Hübsche zwar, aber eben nur Häuser. Und die Menschenmassen können wir beide auch nicht gut ertragen. Wir wollten wieder in die Idylle.

Was uns übrigens noch aufgefallen ist, sind die überall in der Stadt herumstehenden E-Scooter oder Fahrräder. Das ist wirklich genial. Die Dinger haben alle einen Bar-Code auf dem Lenker und, wenn man die entsprechende App runterlädt, den Bar-Code einscannt und bezahlt, kann man einfach losfahren. Und wenn man da ist, wo man hin will, stellt man ihn einfach wieder da ab. Das werde ich mal in Kiel anregen.

26. Juli 2019

Wieder traumhaftes Wetter und der versprochene Ostwind war auch schon da, als wir morgens in Ruhe unseren Kaffee getrunken haben. Ostwind war von daher ideal, weil wir uns nämlich nun quasi auf die Heimreise machten. Helsinki war der östlichste, nördlichste und auch der am weitesten von zu Hause entfernte Ort unserer Reise. Ab nun geht es wieder nach Westen und Süden.

Unser heutiges Ziel hieß Dragesviken, 22 sm westlich von Helsinki in den südfinnischen Schären. Es war traumhaftes Sommersegeln, nur in Badehose. Und mit 15 kn raumem Wind waren wir wieder flott unterwegs. Helsinki war  ja schon schön. Aber was dann kam, je weiter wir vorankamen, ist schwer zu beschreiben. Wir hatten uns ja schon die ganze Zeit auf die Schären gefreut, weil es so schön sein soll. Aber es ist noch viel schöner, als wir uns das ausgemalt hatten. Man muss es einfach selbst erleben.

Womit nun allerdings Schluss war, waren die Stunden des Nichtstuns, weil Frau Hansen steuert und wir uns um nichts kümmern müssen. Außer ab und zu mal zu schauen, ob irgendwas im Weg ist. Denn hier in den Schären ist schon die volle Aufmerksamkeit gefordert. Man muss gewissenhaft navigieren, denn es gibt überall flache Stellen oder Felsen, die gerade unter der Wasseroberfläche enden. Wenn man bei uns zu Hause mal nicht aufpasst und auf Grund läuft, ist das zwar ärgerlich, macht dem Boot aber nichts aus. Denn bei uns ist überwiegend Sandboden. Hier in den Schären sind es Felsen. Wenn man da mit hoher Geschwindigkeit draufballert kann das schnell Totalverlust bedeuten.

Je tiefer wir in die Schären kamen, um so schöner und malerischer wurde es. Und der kleine Hafen Dragesviken liegt einfach nur super idyllisch mittendrin. Von nun an sind wir bis Stockholm nur noch in den Schärengebieten unterwegs. Aber wir wollen nicht nur in Häfen festmachen, sondern auch mal an einer kleinen einsamen Schäre mit Heckanker festmachen. Da ich das allerdings noch nie gemacht habe, habe doch ein wenig Schiss davor, Charisma zu demolieren. Aber machen müssen wir es trotzdem. Wir werden sehen und berichten…